Nordstadt Kampf um ein Grab

Wuppertal · Kordula und Frank Göpper wollten im vergangenen Jahr eine Grabstelle für sich selbst neben dem bestehenden Familiengrab der Eltern und Großeltern kaufen. Doch der evangelische Friedhofsverband will diesen Teil des reformierten Friedhofs an der Hochstraße langfristig aufgeben — und nun sind beide Parteien heftig über Kreuz.

Die Fläche unterhalb der Friedhofskirche will der evangelische Friedhofsverband aus der Nutzung nehmen. Kordula und Frank Göpper können nun nicht mehr neben den Eltern begraben werden — es sei denn, deren Gräber werden verlegt.

Foto: Wuppertaler Rundschau / Max Höllwarth

"Ja, unser Leitungsgremium hat diesen Teilbereich aus der Nutzung genommen", bestätigt Ingo Schellenberg, der Geschäftsführer des evangelischen Friedhofsverbandes. Die bestehenden Gräber haben somit Bestandsschutz, es werden jedoch keine neuen Grabstellen mehr vergeben.

"Die Schließung des Friedhofteils unterhalb der Friedhofskirche erfolgt aber erst in 20 Jahren", sagt Schellenberg. Von daher könne man jetzt noch von keiner Teilschließung sprechen, bei der zuvor öffentliche Anhörungen erfolgen müssten. Die Hochstraße ist kein Einzelfall, momentan denke der Verband über einige Flächen nach, die zukünftig nicht mehr als Friedhof genutzt werden sollen — so auch in großen Anlagen wie in Unterbarmen oder an der Solinger Straße in Cronenberg.

Bei Ortsbegehungen habe man Familie Göpper von der Notwendigkeit der Maßnahme überzeugen wollen — erfolglos. "Wie auch", so Frank Göpper: "Man kam dabei auf uns zu, dass es keine Änderung an der Entscheidung geben könne", kritisiert Frank Göpper den Ablauf. Der Vorschlag, für sich und seine Frau eine Grabstelle auf der anderen Seite des Weges zu kaufen und die vier verstorbenen Angehörigen daneben zu verlegen, kommt für ihn nicht in Frage. "Die Störung der Totenruhe, beispielsweise meiner erst vor einem Jahr verstorbenen Mutter, ist für unsere gesamte Familie inakzeptabel."

Stattdessen habe er vorgeschlagen, die für dieses Grab garantierte Laufzeit bis 2037 auch für das neue Grab zu akzeptieren, das aber lehne der Friedhofsverband ab — obwohl nur wenige Meter entfernt noch im letzten Jahr neu beerdigt wurde. Auch sein Angebot, die Gräber einfach als am Rand gelegene Enklave der zu schließenden Fläche beizubehalten, fand keine Zustimmung.

Die Göppers kritisieren, dass die Schließungspläne bis heute nicht öffentlich gemacht wurden. Und sie sind enttäuscht, wie die evangelische Kirche mit ihnen verfahre. Der Präses der Landeskirche antworte mittlerweile auf ihre wiederholten Schreiben nicht mehr, ebenso wenig der EKD-Ratsvorsitzende. NRW-Ministerpräsident Laschet habe sehr freundlich geantwortet, aber auf fehlende Zuständigkeit verwiesen.

Und Superintendentin Ilka Federschmidt habe beim Ortstermin für die Nachnutzung möglicherweise "Urban Gardening-Projekte" ins Spiel gebracht. Frank Göpper: "Ich kann mich über solch unsensible Aussagen nur wundern."