Autonomer 1. Mai 25 Personen vorübergehend festgenommen
Wuppertal · Beim so genannten "autonomen 1. Mai" kam es Dienstag in Wuppertal zu einem Hin und Her zwischen Polizei und Demonstranten. Bis zu 300 Teilnehmer versammelten sich ab 14 Uhr auf dem Platz der Republik in Elberfeld.
Die Polizei kündigte an: Sie werde einen Umzug zum Ölberg verhindern, so lange sich kein Versammlungsleiter melde. Ihr Verbot setzten die Beamten um.
Nach einem Gerangel nahmen sie 25 Personen vorübergehend fest, laut Präsidium unter dem vorläufigen Vorwurf des tätlichen Angriffs auf Polizisten. Eine Teilnehmerin und ein Polizist hätten leichte Verletzungen erlitten.
Die Lage war gegen 15 Uhr kurz eskaliert. Mutmaßlich versuchte eine Gruppe Teilnehmer an der Hagenauer Straße, die Polizeiketten zu durchbrechen. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein und blockierten einen Teil der Demonstration auf der Kreuzung. Sie kündigten an, wegen möglicher Straftaten zu ermitteln.
Ein Polizeisprecher erklärte gegenüber der Wuppertaler Rundschau: "Wir haben den Teilnehmern mehrere Möglichkeiten eingeräumt: Sie konnten einen Versammlungsleiter benennen, dann hätten wir den Aufzug zum Schusterplatz geschützt. Oder sie konnten eine Kundgebung auf dem Platz durchführen." Er fügte hinzu: "Wenn es länger dauert, bringen wir Dixie-Klos und lassen die Kinder raus. Die müssen besonders geschützt werden."
Schließlich öffneten die Polizisten den Kessel. Die Teilnehmer blieben noch kurz auf dem Platz. Anfangs des Nachmittags hatten sie zunächst "Straße frei für den 1. Mai!" gefordert, die Beamten in Gezerre um Transparente und in Verfolgungsjagden quer über den Platz verwickelt. Polizisten rannten über die Spielplätze, auf denen sich Familien aufhielten. Eltern protestierten.
Ab 16 Uhr gingen die Teilnehmer der Demo in kleinen Gruppen durch die Nordstadt zum Ölberg. Dort folgte das Schusterplatz-Fest mit Essen und Musik. Erneut war die Polizei mit einem Aufgebot vor Ort.
Gegen 19 Uhr teilte das Präsidium zunächst schriftlich mit, alle 25 Festgenommenen seien wieder frei. Dem widersprachen Quellen aus dem Umfeld der Demo. Auf Nachfrage korrigierte ein Polizeisprecher: Die Betroffenen würden nach und nach entlassen, sobald die Ermittler fertig würden. Unter den 25 Personen sei die verletzte Teilnehmerin, die wegen ihres Zustands nicht in einer Zelle untergebracht werden durfte, außerdem drei Jugendliche. Diese darf die Polizei laut Gesetz nur außerhalb des Zellentraktes beaufsichtigen, getrennt von den Erwachsenen.
Die autonome 1.-Mai-Demo läuft seit Jahren, ohne dass sich ein Veranstalter bei der Polizei gemeldet hätte. Bislang ging der Umzug vom Platz der Republik durch die Nordstadt zum Schusterplatz, wo er in einem Fest mit Musik endete. Am Dienstag beteiligten sich mehrere Wuppertaler mit Warnwesten als nach eigenen Angaben unabhängige Demo-Beobachter an der Versammlung.