Stadt und Wupperverband zum Hochwasser „Prüfung aller Faktoren hat Schwachstellen aufgedeckt“
Wuppertal · Die Stadt Wuppertal und der Wupperverband haben eine erste Analyse der Abläufe zum Hochwasser in Beyenburg gezogen. Die gemeinsame Erklärung im Wortlaut.
„Es muss alles getan werden, um die Menschen bei künftigen Starkregen-Ereignissen früher und wirksamer vor einem Hochwasser warnen zu können. Das ist eine wichtige Erkenntnis nach einem Ortstermin von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig vor Ort in Beyenburg. Der Stadtteil war vom Starkregen und den daraus folgenden Überschwemmungen besonders stark betroffen. Bei dem Termin vor Ort hatten Anwohner den Wupperverband und das Krisenmanagement der Stadt kritisiert. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig hatten darauf eine gründliche Aufarbeitung aller vorausgehenden Abläufe und umfassende Unterstützung bei den laufenden Arbeiten zugesagt. Eine erste Analyse liegt heute, am Dienstag, 20. Juli, vor. Sie zeigt Verbesserungsnotwendigkeiten auf.
Die Beyenburger kritisierten besonders fehlende Vorwarnungen. In der Aufarbeitung der Ereignisse haben Stadt und Wupperverband eine Chronologie der Ereignisse erstellt. Demnach haben sich Prognosen des Deutschen Wetterdienstes vom 10. bis zum 14. Juli von Tag zu Tag in der Regenmengen-Vorhersage (pro 24 Stunden) weiterentwickelt, am 10. Juli bis zu 25 mm, bis zum 13. Juli mit bis zu 100 mm. Die tatsächlichen bis zu 160 mm am 14. Juli in zwölf Stunden waren nicht angekündigt. Auf die Prognosen reagierte der Wupperverband zusätzlich mit entsprechenden Warnungen im Hochwasserportal und E-Mails an die entsprechenden Stellen (Berufsfeuerwehr, Leitstelle, verschiedene städtiscge Adressen u.a.) sowohl am 13. wie auch am 14. Juli.
Analyse und Konsequenzen:
Die nachträgliche Prüfung aller Faktoren hat Schwachstellen aufgedeckt, die geprüft und behoben werden müssen. Zu diesem Schluss kommen Stadt und Wupperverband in ihrer Bewertung. Eine Warn-Pegelmessstelle im Bereich Beyenburg gibt es bisher nicht. Die nächste Warn-Messstelle Kluser Brücke ist nach mehreren korrekt übermittelten Warnwerten aufgrund der zusammenbrechenden Telekommunikation zeitweilig nicht mehr abrufbar gewesen und ausgefallen. Im Bereich Beyenburg muss so schnell wie möglich, so Stadt und Wupperverband, eine zusätzliche Warn-Messstelle vorgesehen werden.
Weitere Erkenntnis: Bei ausgefallenden Kommunikationssystemen ist eine aktuelle Information über die Entwicklung und Warnungen an die Bewohner erschwert bis unmöglich. Die Wiedereinführung von Sirenen und weiteren Warnmöglichkeiten ist geplant und nun unbedingt mit Hochdruck voranzutreiben.
Zudem wurden die Warnmeldungen des Wupperverbandes bei den adressierten Dienststellen nicht als so schwerwiegend gelesen. Dies möglicherweise auch deshalb, weil es bei keinem der Wetterereignisse der letzten Jahrzehnte in Beyenburg annährend vergleichbare schreckliche Folgen gegeben hat. Hier muss umgehend durch eine Einführung unmissverständlicher Warnstufen die Kommunikation abgesichert werden.
Die im Geschehensverlauf eingesetzte Freiwillige Feuerwehr kam zum Einsatzzeitpunkt dann in Folge vieler zur Sicherheit umgeparkter Fahrzeuge zum Haus Bilstein nicht mehr durch.
Im gesamten Verlauf der Ereignisse wurde mit allen Mitteln versucht, durch Regulierungen im Wasserabfluss der Talsperren zusätzliche Schäden zu reduzieren. Die weiteren Analysen haben jedoch ergeben, dass zur weitgehenden Abwendung der Überflutung die Teilentleerung der Wupper-Talsperre bis zur Hälfte ihres Inhaltes erforderlich gewesen wäre, was in der nach Erkenntnis der Lage noch verbleibenden Zeit ohne massivste zusätzliche Schäden nicht mehr möglich war.
Weiteres Vorgehen und Fazit:
Es müssen weitere Analysen aus diesem Jahrtausendereignis folgen und alle Verbesserungsmöglichkeiten umfassend und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Vor allem müssen die Möglichkeiten der Wetterdatenauswertung weiterentwickelt und ausgebaut werden, um die Bevölkerung frühzeitig und konkret warnen zu können.
Allerdings muss auch festgestellt werden, dass ohne die regulative Wirkung der Talsperren die Schäden noch wesentlich größer ausgefallen wären.“