Nach Kritik an Zustand Maßnahmenpaket für Elberfelder Innenstadt
Wuppertal · Mit einem Mix aus Projektsteuerung, Kommunikation und „Kümmerern“ vor Ort wollen die Stadt Wuppertal und die Stadtwerke (WSW) der Kritik an der Baustellensituation in der Elberfelder City begegnen. Entsprechende Maßnahmen haben Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtentwicklungsdezernent Arno Minas Vertreterinnen und Vertretern des Handels und der Politik im Rahmen einer Innenstadtkonferenz angekündigt.
Mit der Kooperation „Elberfeld 2030“ setzen Stadt und WSW den Grundsatzbeschluss des Rates zur Modernisierung der Elberfelder Innenstadt nach dem Integrierten Handlungskonzept (ISEK) um. Die WSW erneuern die unterirdische Infrastruktur und rüsten das bestehende Fernwärmenetz für klimafreundliche Talwärme um, bevor Straßen und Plätze städtebaulich neugestaltet werden.
„Wir stellen mit dieser millionenschweren Offensive unsere Elberfelder Innenstadt neu auf und machen sie energetisch zukunftsfähig“, betonte Schneidewind. „Um mit der großen Herausforderung dieser Baustellen gemeinsam umzugehen, wollen wir ins Gespräch kommen.“
Die WSW gaben zu bedenken, dass die Zeit- und Kostenpläne für die Umbauten vor allem durch eine zum 1. Juni 2022 in Kraft getretene Novellierung des Landesdenkmalschutzgesetzes ausgehebelt worden seien. Bei den Tiefbauarbeiten der WSW in der Calvin- und der Kirchstraße und denen der Stadt in der Poststraße wurden neben dem Bodendenkmal der ehemaligen Burg Elberfeld weitere Fragmente ehemaliger Vorkriegsbebauung gefunden. „Neue denkmalrechtliche Anforderungen aus der Gesetzesnovellierung legen nun fest, dass nicht nur die mittelalterlichen Fragmente der Burganlage sondern sämtliche Fundstücke freigelegt, dokumentiert und unverändert im Boden belassen werden müssen“, heißt es.
Dies werde Beispiel Kirchstraße deutlich: „Obwohl die WSW dort sechs Archäologen einsetzte, wurden alleine durch die notwendige Dokumentation einer früheren Friedhofsmauer im Untergrund der Kirchstraße die Arbeiten dort um volle sechs Monate verzögert. Die Folge: Auf Basis dieser ersten Erfahrungen mit den neuen Auflagen bei archäologischen Funden können die Zeitpläne für die noch ausstehenden Bauphasen durch die WSW und in der Folge durch die Verwaltung nicht mehr verbindlich geplant, sondern zunächst nur hochgerechnet werden.“
Das Land NRW als Fördermittelgeber für die Qualitätsoffensive und das Integrierte Handlungskonzept (ISEK) habe die Ausnahmesituation der Stadt anerkannt und unterstütze die gemeinsame Umsetzungsstrategie ausdrücklich. „Insgesamt 45 Millionen Euro an Fördermitteln für Elberfeld stehen damit weiterhin zur Verfügung, obwohl die geplanten Umsetzungsschritte zeitlich und damit auch finanziell nicht mehr realistisch sind“, so die Verwaltung.
Vertreterinnen und Vertreter des Einzelhandels und der Institutionen äußerten deutlich ihre Kritik am Baustellenverlauf und -gestaltung, mangelnder Kommunikation und der Entwicklung der Qualitätsoffensive, die nach engagiertem Start und viel Einsatz aller abgebrochen sei. Mit einem Maßnahmenpaket will die Verwaltung die Bauarbeiten im Herzen Elberfelds so effizient und verträglich wie möglich abwickeln.
Zwei Ausschreibungen stehen demnach kurz vor der Veröffentlichung: Ein Projektsteuerer soll noch in diesem Jahr, geführt von einem Lenkungskreis aus Stadt und WSW, die Gesamtkoordination für „Elberfeld 2030“ und auch Kommunikationsleistungen übernehmen. Außerdem vergibt die Stadt ein Innenstadt-Management für Elberfeld, vergleichbar dem „Barmen urban“-Büro in Barmen. In einem leer stehenden Ladenlokal soll zudem ein zentraler Ansprechpartner als „Kümmerer“ vor Ort Platz finden, um mit eigener Entscheidungskompetenz auf kurzen Wegen größere und kleine Baustellen-Probleme für die Geschäftsleute zu lösen. Denkbar seien hier auch mobile Angebote.
Innerhalb der Stadtverwaltung sollen überplanmäßige Planungskapazitäten geschaffen werden, damit Stadt und WSW die Maßnahmen für „Elberfeld 2030“ im kommenden Jahr konzentrierter umsetzen können. Die Themen Leerstandsbelebung und Gründungswettbewerbe werden mit einer eigenen Stelle bei der Wirtschaftsförderung verankert. Finanziert wird sie aus dem zusätzlich eingeworbenen Förderprogramm „Innenbandstadt“ mit einem Volumen von zwei Millionen Euro für Barmen und Elberfeld.
Das Ressort Stadtentwicklung beantragt außerdem Fördermittel aus dem neuen Landesprogramm zur Entwicklung von Großimmobilien, um handlungsfähig zu sein, wenn für den Galeria-Kaufhof-Standort Machbarkeitsstudien zu alternativen Nutzungen erarbeitet werden sollen.
Die Kommunikation von WSW und Stadt soll durch regelmäßige Baustellenberichte, eine eigene Internetseite und Info-Punkte an den wichtigen Eingangstoren zur Stadt verstärkt werden. Als direktes Ergebnis der Innenstadtkonferenz wurden außerdem Arbeitsgruppen zusammengesetzt, die die verschiedenen Themen der Umsetzungsstrategie übergreifend weiterentwickeln.
„Der Blick zum Döppersberg zeigt, wie sehr sich solche mutigen Investitionen bei aller Belastung während der Bauzeit auszahlen und welche Folgeinvestitionen sie auslösen“, so der OB. „Wir haben in der vergangenen Woche den durch die WSW sanierten Schwebebahnhof Döppersberg der Öffentlichkeit vorgestellt und heute vom neuen Eigentümer des Empfangsgebäudes am Hauptbahnhof den Bauantrag für die ambitionierte Entwicklung dieses stadtbildprägenden Gebäudes entgegengenommen.“
Mit diesen „Mut machenden Beispielen vor Augen“ solle auch der Wandel der Elberfelder Innenstadt gemeinsam bewältigt werden.