2. Handball-Bundesliga: Samstag (19 Uhr) gegen Balingen Szilagyi: "Der BHC hat einen klaren Weg“
Wuppertal / Solingen · Die Wuppertaler Rundschau hat Viktor Szilagyi an seinem Arbeitsplatz in Kiel besucht. Der ehemalige sportliche Leiter des Bergischen HC, der am Samstag (19. Mai 2018) um 19 Uhr in der Klingenhalle auf HBW Balingen-Weilstetten trifft (zum Liveticker), ist sicher, dass sich sein Ex-Verein in der Handball-Bundesliga hält.
Knapp ein halbes Jahr ist Viktor Szilagyi beim Rekordmeister THW Kiel als sportlicher Leiter tätig. Die vergangene Woche war für ihn wenig erfreulich. Doch als Szilagyi die Rundschau in seinem Büro der Ostseehalle empfing, blickte er mit Optimismus nach vorne. Der THW soll in Europa wieder zum Top-Team werden. Arbeit, von der auch der BHC profitieren könnte. Ein Interview mit dem 39-jährigen Österreicher, der von Juli 2012 bis Dezember 2017 als Spieler sowie als sportlicher Leiter beim BHC tätig gewesen ist.
Rundschau: Herr Szilagyi, von Kindesbeinen auf sind Sie Fußball-Fan des HSV. Wie bitter war der Besuch im Volksparkstadion am vergangenen Samstag?
Szilagyi: Das war kein schöner Moment. Natürlich hatte sich der Abstieg über viele Wochen angedeutet. Aber wenn er dann wirklich klar ist, dann tut das schon sehr weh.
Rundschau: Und ihre "Zebras" verpassen zum ersten Mal seit 13 Jahren die Qualifikation für die Champions League. Oder gibt es eine Hintertür?
Szilagyi: Entscheidend sind zunächst sportliche Kriterien. Von denen sind wir in dieser Saison ein Stück weit entfernt, allerdings beschäftigen wir uns schon mit den Statuten. Viele ausländische Vereine haben signalisiert, dass sie uns gerne dabei hätten. Der THW hat sich über Jahre hinweg einen guten Ruf erarbeitet. Der europäische Verband EHF wird entscheiden, ob er es bei zwei deutschen Champions-League-Startern belässt, eine Wild-Card verteilt oder uns die Chance über ein Qualifikations-Turnier gibt.
Rundschau: Kann der THW ein Jahr ohne internationalen Wettbewerb verkraften?
Szilagyi: Zunächst einmal besteht ja noch die Chance, im kleineren EHF-Cup antreten zu können. Und diesen Wettbewerb würden wir dann auch hoch professionell annehmen. Nur national wäre eine Saison problemlos ohne drastische Einsparungen zu überstehen. Länger sollte es allerdings nicht sein. Unser Kader ist schließlich so groß, weil er für viele Spiele zusammengestellt wurde.
Rundschau: Wäre die KSV Holstein im Falle eines Aufstiegs in die Fußball-Bundesliga eine wirtschaftliche Bedrohung?
Szilagyi: Das glaube ich nicht. Diese Stadt kann sehr gut zwei Sportvereine in der höchsten Liga vertragen. Wir haben zwar Sponsoren, die sich auch bei Holstein Kiel engagieren. Bei einem Aufstieg würden sie ihre finanziellen Zuwendungen uns gegenüber jedoch nicht kürzen.
Rundschau: Sie sind eh für das Sportliche zuständig. Wie stressig ist Ihr Tagesablauf?
Szilagyi: Er ist nicht stressig, aber zeitintensiv. Ich komme meist so gegen 8.30 Uhr ins Büro, weil ich später stets beim Training dabei sein will. Ich habe die sportliche Verantwortung und kann die Situation nur dann gut einschätzen, wenn ich nah an der Mannschaft dran bin. Bei der Kaderplanung gilt es darauf zu achten, dass nicht acht bis neun Verträge gleichzeitig auslaufen. Dazu muss ich schon jetzt den Markt für 2019/20 im Auge haben.
Rundschau: Dennoch hatten Sie die Zeit, den BHC beim Spiel in Lübeck zu besuchen.
Szilagyi: Der BHC hat eine bemerkenswerte Konstanz gezeigt und trotz des sich frühzeitig anbahnenden Aufstiegs den Fokus stets hoch gehalten. Wie beim TV Emsdetten nur zwei Tage nach der Aufstiegsfeier ein ungefährdeter Sieg eingefahren wurde, war beeindruckend. Das zeigt den Charakter dieser Mannschaft, und der ist ein großer Verdienst von Sebastian Hinze. Auch wenn er den Spielern in den Phasen, wo er die Gefahr einer aufkommenden Zufriedenheit sah, sicher hier und da mal auf den Sack gegangen ist (lacht). Doch genau diese Phasen waren der Schlüssel für eine derartig dominante Saison.
Rundschau: Trauen Sie dem BHC in der Bundesliga den Klassenerhalt zu?
Szilagyi: Der BHC hat einen klaren Weg und ist trotz seiner jungen Jahre bereits ein stabiler Verein sowie durch die handelnden Personen in sich gefestigt. Ein großer Vorteil ist, dass der Kader schon jetzt Erstliga-tauglich ist und daher punktuell verstärkt werden muss. Das wird sich in der Tabelle gerade zu Saisonbeginn bemerkbar machen. Natürlich kann es später eine Durststrecke geben — ich glaube aber, zu dem Zeitpunkt ist der BHC schon in sicheren Gefilden angekommen.
Rundschau: Ein Abstieg des VfL Gummersbach könnte den BHC zur Nummer eins in der Region machen.
Szilagyi: Sollte es tatsächlich dazu kommen, dann werden Jörg Föste und Philipp Tychy sicherlich innovativ in den Startlöchern stehen. Ich glaube aber, dass beide wie auch die Fans zwei Derbys sehen wollen. Sie sind doch das Salz in der Suppe.
Rundschau: Darf sich der BHC wegen der guten Beziehungen auf Spieler des THW Kiel freuen?
Szilagyi: Wenn ein Talent von uns für seine Entwicklung größere Spielpraxis sammeln soll, dann wäre der BHC natürlich ein guter Ansprechpartner. Ich weiß, wie der Verein sowie Sebastian Hinze arbeiten, und würde den BHC aus Überzeugung empfehlen. Das wäre allerdings nicht nur aus guter Verbundenheit, sondern auch zu unserem eigenen Vorteil. Eine Win-Win-Situation quasi. Mein Kontakt nach Wuppertal und Solingen wird sicherlich intensiv bestehen bleiben.
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