Hans-Walter Humme fliegt am 10. September nach Rio Paralympics: Wuppertaler startet Kanu-Rennen

Wuppertal / Rio de Janeiro · Hans-Walter Humme ist ein Wuppertaler Sport-Urgestein und Kampfrichter-Obmann des Deutschen Kanu-Verbandes. Er kommt in Rio zum Einsatz.

Hans-Walter Humme (links) — im Bild mit Stadtsportbund-Geschäftsführer Volkmar Schwarz — ist an der Basis und an der Spitze gleichermaßen aktiv.

Foto: Rundschau

Als Aktiver gehörte er Ende der 70er Jahre selbst zur Spitze der deutschen Kanuten, bis er das Paddel zu Gunsten des Studiums weglegte. Aber nur, um dann als Funktionär durchzustarten. "Rund ums Bootshaus habe ich alles hinter mir", lacht Humme, ehemals Vorstand der KSG in Beyenburg und aktuell sowohl Vorsitzender der Fachschaft Kanu in Wuppertal als auch Referent für die rund 800 Kampfrichter im bei Olympia so erfolgreichen Deutschen Kanuverband. "Ein Musterbeispiel für einen Ehrenamtler, der sich nach seiner erfolgreichen Laufbahn jahrzehntelang hier vor Ort und bundesweit engagiert", lobt Stadtsportbund-Geschäftsführer Volkmar Schwarz.

Und freut sich deshalb sehr für Humme, dass ihn der Internationale Verband für die Paralympics nominiert hat. In Rio wird der Wuppertaler als einer von drei Startern die Rennen der so genannten "Parakanuten" — also der Kanusportler mit Handicap — auf den Weg bringen. Dabei handelt es sich für beide Seiten um eine Premiere, denn Parakanu war bisher noch keine paralympische Disziplin.

"2009 hatten wir zum ersten Mal eine Behinderten-Weltmeisterschaft" erinnert sich Humme, der den Starter-Job besonders mag: "Das ist doch die schönste Aufgabe, denn in anderen Rollen als Kampfrichter kann ich Sportler nur bestrafen, aber hier kann ich ihnen helfen."

Helfen deshalb, weil es eine durchaus diffizile Aufgabe ist, beim Start der Boote unter dem Einfluss von Strömung und Wind für einen gerechten Ablauf zu sorgen. Für gehandicapte Paddler ist zudem das filigrane Handling der Boote in der Startphase schwieriger.

Diese Handicaps betreffen in der Regel die Beine, die man beim Kanufahren zwar nicht sieht, die aber wichtig für das Abstützen, Abstoßen und die Balance sind. Drei Schadensklassen werden unterschieden, es wird nur im Einer gefahren. Teilweise sind die Sportler in den Booten fixiert. Dann muss ein Begleitboot mitfahren, um sofort helfen zu können, wenn ein Aktiver kentert.

"Wegen dieser intensiven Betreuung ist die Wettkampfstrecke auch grundsätzlich nur 200 Meter lang", erklärt Humme die paralympische Praxis. Die hat in Rio auch den Vorteil, dass die Rennen komplett im geschützten Zielbereich der Regattastrecke Lagoa Rodrigo de Freitas ausgetragen werden können. Hoher Seegang, mit dem die Ruderer zu kämpfen hatten, ist hier nicht zu befürchten. Ausgetragen werden übrigens nur Kanu-Wettbewerbe: Die Kanadier, die von Sportlern mit Handicap unterstützt durch Ausleger geführt werden, sind noch nicht olympisch.

Dass die lange finanziell auf der Kippe stehenden Paralympics in letzter Sekunde noch ins Wasser fallen könnten, glaubt Humme nicht: "Man hat gerade meine Daten für die Akkreditierung abgefragt."

Der Flieger nach Rio geht dann am 10. September, die Wettkämpfe steigen am 14., 15. und 16. September. Bis dahin standen aber noch zwei andere Termine im Ehrenamtler-Kalender von Hans-Walter Humme: Die Deutschen Meisterschaften mit den versammelten Olympia-Stars in Brandenburg als absolute Spitzensport-Veranstaltung — und am vergangenen Sonntag der Wuppertaler "Tag des Sports" als Breitensport-Event für die ganze Familie, bei dem erstmals im Heinz-Hoffmann-Bad auf Küllenhahn auch gepaddelt werden kann. Zu Hummes' Freude gibt es also nicht nur bei den Paralympics eine Kanu-Premiere.