Interview mit dem WSV-Verwaltungsratsvorsitzenden Thomas Lenz "Nicht in Schutt und Asche reden"
Am Mittwochabend (27. Mai 2015) tagt der Verwaltungsrat des Fußball-Oberligisten Wuppertaler SV. Dessen Vorsitzender Thomas Lenz stand Rundschau-Mitarbeiter Markus Jensen zuvor für ein Gespräch zur Verfügung.
Rundschau: Herr Lenz, am Dienstag gab es eine Veranstaltung mit den Fans. Um was ging es dabei?
Thomas Lenz: Ach, das war zunächst einmal nur das regelmäßig stattfindende offene Diskussionsforum. Das wurde 2014 eingeführt. Diesmal war es mit 25 bis 30 Personen gut besucht. Es wurde in netter Atmosphäre diskutiert.
Rundschau: Sicherlich besonders um die den Ultras zugekommene Information, dass die Gehälter von Manager Achim Weber und Trainer Thomas Richter zu hoch seien ...
Thomas Lenz: Das ist in der Tat eine merkwürdige Sache. Fakt ist, dass Achim Weber gar kein Geld erhält und Thomas Richter nicht die Summe, die kolportiert wurde.
Rundschau: Haben Sie eine Idee, woher die demnach falschen Zahlen stammen könnten?
Thomas Lenz: Nein, und es ist auch müßig, einen eventuellen Maulwurf zu suchen, denn dann kommen wir bei unserer eigentlichen Arbeit zu nichts mehr. Heute kann eben jeder anonym irgendetwas in die Welt setzen, was Spekulationen Tür und Tor öffnet. Herr Eichner hat gestern betont, dass dies nicht sein und unser Stil ist.
Rundschau: Herrn Eichner wird allerdings kein gutes Verhätnis zu Herrn Weber nachgesagt ...
Thomas Lenz: Ich kenne keine Organisation, in der sich alle lieb haben und ohne Streit auskommen. Bei uns mögen die kontroversen Auffassungen vielleicht etwas stärker ausgelebt werden, weil wir alle mit Herzblut für den WSV bei der Sache sind. Und nur um den WSV geht es. Nicht um einzelne Personen.
Rundschau: Aber Achim Weber und Thomas Richter waren sehr erzürnt ...
Thomas Lenz: Ihre Reaktionen kann ich sehr gut verstehen, weil die Zahlen ja nicht der Wahrheit entsprechen.
Rundschau: Wird der WSV denn mit den beiden nach diesen Vorfällen weiterarbeiten können?
Thomas Lenz: Da würde ich einer Stellungnahme auf der Sitzung vorgreifen.
Rundschau: Wenn deren Gehälter nicht hoch sind, dürfte das sportliche Abschneiden eine Rolle spielen. War die Saison ein Misserfolg?
Thomas Lenz: Jeder hat sich den Aufstieg gewünscht. Klar ist Enttäuschung vorhanden, aber ein Desaster war die Saison auch nicht. Zudem sind unsere Jugend-Teams auf einem guten Weg. Es ist nicht richtig, jetzt alles in Schutt und Asche zu reden.
Rundschau: Dennoch fehlt aber offenbar Geld. Heute wird also besonders über die Finanzen geredet werden. Muss der Etat denn wie vorab kommuniziert wirklich gesenkt werden?
Thomas Lenz: Ja. Wir werden ihn von etwa einer Million auf rund 900.000 Euro senken, weil wir seriös planen wollen. Das bedeutet, dass wir im nun dritten Jahr der Oberliga-Zugehörigkeit einfach mit weniger Zuschauern rechnen und zudem letzte Altverpflichtungen ableisten müssen.
Rundschau: Dafür könnte man doch die zweite Mannschaft auflösen ...
Thomas Lenz: Auch die Frage nach der zweiten Mannschaft muss heute auf den Tisch kommen. Dabei geht es aber weniger um Geld als die Frage, ob dieses Team nach dem Abstieg in die Kreisklasse sportlich noch einen Sinn ergibt.
Rundschau: Kann man heute mit Entscheidungen rechnen?
Thomas Lenz: Wir wollen einen ausgeglichenen Haushaltsplan vorlegen und einen konkurrenzfähigen Kader aufstellen. Große Gehälter können wir für den jedoch nicht zahlen. Nichts wäre schlimmer als heute keine Entscheidungen zu treffen. Wir müssen heute Entscheidungen treffen.