Handball-Bundesliga: 27:27 (14:11) in Ludwigshafen BHC gibt Sieg noch aus der zitternden Hand

Wuppertal / Solingen · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC hat den zweiten Auswärtssieg der Saison verpasst. Die Mannschaft um Kapitän Kristian Nippes musste sich am Donnerstagabend (31. Oktober 2019) bei den Eulen Ludwigshafen mit einem 27:27 (14:11)-Unentschieden begnügen, obwohl sie lange geführt hatte. Die Friedrich-Ebert-Halle war mit 2.350 Zuschauern ausverkauft.

Arnor Gunnarsson (Archivbild).

Foto: Dirk Freund

Trainer Sebastian Hinze verzichtete auf Rückraumspieler Fabian Gutbrod, der seine in der Göppingen-Partie erlittene Fußverletzung noch nicht vollends auskuriert hatte. Erwartungsgemäß begann das Duell ausgeglichen, nach elf Minuten stand es 5:5. Linus Arnesson und Arnor Gunnarsson brachten die Gäste dann erstmals mit zwei Toren nach vorn (7:5, 14.).

Die Führung behauptete der BHC in der Folgezeit: Rafael Beana Gonzalez traf vom Kreis zum 9:7 (19.). Nach einer Parade von Torwart Tomas Mrkva stellte Jeffrey Boomhouwer auf 10:7 (20.). Max Darj und Arnesson gelang gar das 14:10. Um nicht wieder wie zuletzt einen komfortablen Vorsprung vor der Pause aus der Hand zu geben, nahm Hinze beim Stand von 14:11 eine Auszeit (29.). Arnessons Pass auf Gunnarsson war zwar unerreichbar, aber auch Ludwigshafen konnte im letzten Angriff ebenfalls nicht mehr vollenden.

Der Gastgeber hatte zwar im zweiten Abschnitt Anwurf, nutzte den aber nicht aus. Im Gegenteil: Gunnarsson setzte einen Siebenmeter zum 15:11 in die Maschen (32.), auch Boomhouwer behielt von der Linie die Nerven - 17:12 (36.). Allerdings schwäche sich der BHC in dieser Phase selber: Csaba Szücs musste sich nach seiner zweiten Zeitstrafe zurückhalten, wenige Sekunden später sah Yannick Fraatz nach einem Foul die rote Karte (37.). Doch die Bergischen überstanden die Unterzahl: Maciej Majdzinski jubelte über das 18:13 (39.).

Ludwigshafen gab noch nicht auf, zumal der Tabellenvorletzte auf 15:18 herankam (41.). Baena vom Kreis und Boomhouwer mit einem Siebenmeter beruhigten die Nerven der mitgereisten Fans aber - 20:15 (43.). Nun nahmen die Eulen nachvollziehbarerweise eine Auszeit. Doch es nutzte nichts: Mrkva agierte weiter konzentriert, Baena auch - 21:15 (44.). Der BHC blieb eiskalt, besonders von der Siebenmeter-Linie. Boomhouwer verwandelte zum 24:18 (50.).

Ganz gelaufen war die Partie trotzdem noch nicht. Gut sieben Minuten vor dem Ende kamen die Ludwigshafener auf 21:25 heran. Tomas Babak beendete mit dem 26:22 jedoch zunächst den Mini-Lauf (53.). Als die Eulen das 23:26 machten (55.), rief Hinze sein Team per Auszeit zusammen. Und durfte zufrieden sein, als Darj im Nachwurf das 27:23 erzielte (55.). Doch Boomhouwer versagten erstmals vom Strich die Nerven. Das war der Knackpunkt: Ludwigshafen verkürzte auf 25:27 (57.) - und auf 26:27 (59.). Der BHC schwamm und musste in der letzten Spielminute gar den Ausgleich zum 27:27 hinnehmen. 22 Sekunden vor dem Abpfiff nahm Hinze seine letzte Auszeit. Der Siegtreffer gelang aber nicht mehr. Fast ein Dé­jà-vu: In der vergangenen Saison hatte das Hinze-Team in der Friedrich-Ebert-Halle nach einer 12:4-Führung noch 22:23 verloren.

Sebastian Hinze (BHC-Trainer): „Das fühlt sich wie ein Punktverlust an. Wir haben 56 Minuten souverän gespielt. Was dann passiert ist, ist einfach nur ärgerlich. Angefangen vom verworfenen Siebenmeter bis hin zu einem nicht mehr so guten Torwart-Spiel. Aber dennoch natürlich Glückwunsch an Friesenheim. Das machen wir in unserem Sport auch nach so einem Spiel.“

Benjamin Matschke (Trainer TSG Ludwigshafen-Friesenheim): „Wow, das ist Größe von der anderen Seite. Danke, Seppl. Der BHC hat das unglaublich gut gespielt. Ich weiß nicht, wie wir hier noch einen Punkt holen konnten. Wir haben emotional bis zur 50. Minute nichts angeboten, da muss ich mit meiner Mannschaft drüber reden. Der BHC hat uns vor unlösbare Aufgaben gestellt.“

Jörg Föste (BHC-Geschäftsführer Sport): „Vor elf Tagen hatten wir das Spiel gegen Göppingen zu Hause. Da war die Frage, ob es ein verlorener oder gewonnener Punkt gewesen sei. Wenn man heute diese Frage beantworten müsste, steht es nicht zur Diskussion. Wir müssen für die Zukunft vor allem die 55, 56 Minuten mitnehmen, in denen wir ein ganz souveränes Auswärtsspiel gemacht haben. Wir sollten uns nicht zu sehr aufhängen an den letzten vier, fünf Minuten, die in einzelnen Situationen auch jederzeit zu einer Entscheidung zu unseren Gunsten hätten führen können. Glückwunsch trotzdem an den Gastgeber, der bis zur letzten Sekunde gekämpft hat und belohnt wurde - und damit auch verdient."

Die nächste Partie bestreitet der BHC am Donnerstag (7. November 2019) um 19 Uhr. Gegner in der Klingenhalle ist dann der HC Erlangen.