Handball-Bundesliga: Neue Spieler, neue Kooperation BHC startet in die Vorbereitung
Wuppertal / Solingen · Eine Leistungsdiagnostik zum Start der Saisonvorbereitung ist im Profi-Mannschaftssport nichts Ungewöhnliches. Auch beim Handball-Bundesligisten Bergischer HC war sie immer Standard. Dieses Jahr aber geht Trainer Hinze dabei neue Wege.
Erstmals kooperiert der Club mit dem Institut für Sportwissenschaft an der Bergischen Universität, das mit Professor Jürgen Freiwald eine bundesweit bekannte Führungsfigur hat. Am Mittwoch (13. Juli 2016) startete die Zusammenarbeit.
"Wir haben nach Bereichen gesucht, in denen wir uns noch weiter professionalisieren können", erklärt BHC-Coach Hinze die Idee hinter der neuen Kooperation, in der es nicht nur um die Erhebung des Fitnessstandes, körperliche Stärken und Schwächen, Empfehlungen für die richtige Traininigssteuerung und Themen wie Ernährung oder Verletzungsprävention geht. Freiwalds international renommiertes Forschungsteam will sich auch mit den Abläufen im Handball näher beschäftigen, der im Gegensatz zum mittlerweile bis in den letzten Winkel datentechnisch ausgeleuchteten Fußball noch viel Untersuchungspotenzial bietet.
"Wir kennen unseren Wettkampf nicht"
Über Laufwege, Laufstrecken und Laufintensität oder Abstände zum Gegner ist wissenschaftlich bisher eher wenig bekannt. "Man könnte fast sagen, wir kennen unseren Wettkampf nicht", findet Hinze, der jetzt zusammen mit der Uni daran arbeiten will, diese Daten zu erheben. Das scheiterte bisher nicht zuletzt am in Hallen nicht wie beim Fußball einsetzbaren GPS-Tracking.
Neue funkbasierte Methoden sollen das bald ändern. Das große Forschungsinteresse war auch ein Grund dafür, dass Hinze mit seiner Anfrage beim Institut offene Türen einrannte und der Club die Leistungen kostenlos in Anspruch nehmen kann. "Das ist eher unüblich", sagt Freiwald, "aber das hat auch was mit Lokalpatriotismus zu tun. Ein Bundesligist wie der BHC ist einfach sagenhaft für Wuppertal."
Der vor allem durch seine Zusammenarbeit Fußballtrainer Mirko Slomka in Hannover und Schalke ins Rampenlicht gerückte Freiwald relativiert übrigens die wissenschaftliche Einflüsse auf das sportliche Geschehen: "Der Trainer ist immer noch das wichtigste." Sehr wohl aber sieht er Möglichkeiten, vor allem im Hinblick auf Verletzungen vorzubeugen: "Rund ein Drittel der Verletzungen im Fußball sind schicksalhaft, in der harten Sportart Handball sicher noch ein paar Prozent mehr. Aber am Rest kann man was machen." Rund 10 bis 15 Prozent Verletzte weniger lassen sich seiner Erfahrung nach durch gute Planung errreichen.
Babak: "Ich muss was zeigen"
Dafür, dass sie genau von diesen Verletzungen verschont bleiben, schwitzten auch die beiden BHC-Neuzugänge Uros Vilovski und Tomas Babak bei den unterschiedlichen Leistungstests. Und zwar heftig. Der Tscheche Babak kann darüber nach drei Jahren in der schweizer Liga sogar in sehr ordentlichem Deutsch erzählen. "Jetzt geht es noch, morgen wird es bestimmt schlimmer", lacht der 22-jährige Mittelmann, der die Nachfolge von Viktor Szilagyi antreten soll. "Das ist natürlich schwierig, da muss ich was zeigen", ist er sich über die Rolle des Vorgängers im Klaren, der den Start-Tag jetzt als sportlicher Leiter begleitet. Und als Dolmetscher, denn der zweite Neuzugang spricht nur ein paar Bröckchen Deutsch.
Vilovski: "Wollte unbedingt in die Bundesliga"
Dafür kann Uros Vilovski genau wie Szilagyi perfekt Ungarisch - der serbische Kreisläufer hat beide Staatsangehörigkeiten, seine Frau und die beide Kinder leben in Veszprem. Der Hüne mit der tiefen Stimme und den ausgesprochen muskulösen Armen musste nach der Pleite seines Ex-Clubs Baia Mare im Frühjahr für drei Monate nach Katar wechseln, um weiter Profihandball spielen zu können.
Jetzt freut er sich auf die Herausforderung in der Bundesliga. "Ich wollte unbedingt mal hier spielen und will jetzt dazu beitragen, dass sich die Mannschaft stabilisiert", sagt der 31-Jährige, der in den Planungen von Sebastian Hinze etwas mehr defensive als offensive Spielanteile bekommen soll. Dafür sieht der Coach bei Moritz Preuss am Kreis noch etwas mehr Offensiv-Potenzial, das er nutzen will.
Holland statt Österreich
Die Arbeitsteilung kann beim Trainingslage am holländischen Ijsselmeer geübt werden. Warum Holland? Nach drei Jahren in Österreich wollten wir einen neuen Reiz setzen. Außerdem ist die Anreise sehr kurz und die Trainingshalle komplett mit Kameras ausgestattet", so Hinze. Auch das also ein Stückchen mehr Professionalisierung.