Zweite Corona-Welle „Überfordert unsere Leistungsfähigkeit“

Wuppertal · Exponentiell steigende Corona-Fallzahlen bringen (nicht nur) das Wuppertaler Gesundheitsamt beim Thema Kontakt-Nachverfolgung an die Grenze des Machbaren. Dezernent Stefan Kühn schilderte jetzt plastisch, wie die Mitarbeiter von der zweiten Corona-Welle förmlich überrollt werden.

Gesundheitsdezernent Stefan Kühn sieht angesichts der aktuellen Corona-Fallzahlen bei der Nachverfolgung die Grenze des Leistbaren überschritten.

Foto: Christoph Petersen

Kühn rekapitulierte dazu im Rahmen der ersten offiziellen Pressekonferenz des neuen Oberbürgermeisters Uwe Schneidewind die Entwicklung der letzten Wochen. Noch Ende September lag die Zahl der Coronafälle pro 100.000 Einwohner beim scheinbar beruhigenden Wert 20 - eine Größenordnung, bei der das personell aufgestockte Gesundheitsamt die qualifizierte Verfolgung von Kontaktpersonen noch stemmen konnte. Dann aber ging die Kurve steil nach oben. Inzwischen kratzt der Inzidenz-Wert an der 200er-Marke - eine Verzehnfachung innerhalb von vier nur vier Wochen. „In der letzten Woche hatten wir 55 Prozent mehr bestätigte Erkrankungen, insgesamt rund 700 Fälle. Das ist exponentielles Wachstum“, so Kühn.

Um die Dimension der damit verbundenen Arbeit für das Gesundheitsamt zu umreißen, macht der Dezernent folgende Rechnung auf: Diese 700 Fälle erfordern bei im Schnitt 30 nachzuverfolgenden Kontakten rund 20.000 Prüfungen pro Woche. Kühn: „Das überfordert unsere Leistungsfähigkeit!“ Selbst der Samstag, an dem mit 83 noch die wenigsten neuen Fälle der Woche gemeldet wurden, hätte das Team an die Grenzen gebracht, denn: „Da waren fünf Schulen und eine Kita betroffen“. Auch wenn der Ausbau der Gesundheitsämter weitergehe, sei dieser Berg nicht zu bewältigen, wenn die Zahlen so weiter steigen.

Neben der Kontaktverfolgung und den Quarantäne-Kontrollen hat das Amt auch noch mit den jetzt alle zwei Wochen anstehenden Reihentestungen von rund 18.000 besonders schutzbedürftigen Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und dem entsprechenden Personal zu tun, die laut Kühn absolute Priorität genießen. Die Prozentzahl positiver Tests sei dabei zwar niedrig, aber man habe einige unbekannte Infektionen festgestellt - und es sei extrem wichtig, die frühzeitig zu erkennen. Die schlimmen Folgen der Corona-Fälle im Augustinusstift, wo im Frühjahr zahlreiche Bewohner infizierten und starben, stehen schließlich noch ganz Wuppertal vor Augen.