Bergische Uni Konzepte, um Clankriminalität vorzubeugen
Wuppertal · Im Auftrag des NRW-Innenministeriums haben Bachelor-Studierende der Teilstudiengänge Mediendesign und Designtechnik sowie Design Interaktiver Medien unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Busmann und Prof. Kristian Wolf Kommunikationskonzepte zur Eindämmung von Clankriminalität entwickelt. Die Abschlusspräsentation ihrer Ergebnisse fand im Beisein von Innenminister Herbert Reul an der Bergischen Universität Wuppertal statt.
Mit dem Projekt „360 Grad – Integration, Orientierung, Perspektiven!“ erhält die 2011 ins Leben gerufene NRW-Initiative „Kurve kriegen“, die Jugendliche davor bewahren soll, in die Kriminalität abzurutschen, ein Update, das mit speziell für den Clanbereich geschulten pädagogischen Fachkräften und zertifizierten Sprach- und Integrationsmittlerinnen und -ermittler die Türen zu gefährdeten Kindern in Clanfamilien öffnen soll. „Es geht darum, den Familien die Folgen und Perspektiven eines kriminellen Lebenswandels für sich und insbesondere die Kinder unmissverständlich zu verdeutlichen und damit eine Alternative zu Kriminalität zu entwickeln“, heißt es dazu auf der Projektseite des NRW-Innenministeriums.
In diesem Rahmen haben rund zehn Studierende der Bergischen Universität verschiedene Konzepte entwickelt, mit deren Hilfe die in die Kriminalität führenden Narrative, die in einigen Familienverbänden über Generationen weitergegeben werden, unterbrochen werden können und die Alternativen dazu aufzeigen. Im Verlauf des Seminars haben die Teilnehmenden Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehört, die sich mit Clankriminalität und ihren Folgen beschäftigen. Auch Polizeibeamtinnen und -beamte und pädagogische Fachkräfte wurden interviewt. Zudem fand ein Austausch mit einem langjährigen Mitarbeiter einer Ausländerbehörde statt.
„Projekte wie dieses, mit realen Auftraggebern und realen lebensnahen Auftragsstellungen sind für die Design-Studierenden sehr lernintensiv und fordernd. Selbstverständlich gab es viel Redebedarf und Diskussionen über die politische und gesellschaftliche Dimension der Thematik“, so Prof. Wolf. Und Prof. Busmann ergänzt: „In Projektseminaren wie diesem, können Studierende nicht nur Kreativleistungen erbringen, die tatsächlich zur Anwendung kommen. Sie lernen den gesamten Projektprozess mit Auftragsbriefing und Rebriefing, Einbezug von Expertinnen und Experten sowie Konzeptpräsentationen. Nicht zuletzt entwickeln sie an solchen Themen eine eigene Haltung zu akuten gesellschaftlichen Fragestellungen.“
Entstanden sind zumeist Materialien, die die pädagogischen Fachkräfte der Polizei bei ihrer Arbeit mit kriminell gewordenen Jugendlichen aus dem Milieu arabischstämmiger Großfamilien unterstützen sollen. Aber auch Social-Media-Clips und ein Webportal für den Vereinssport sind entstanden.
Die Entwürfe stehen dem Ministerium nun zur Auswertung, Weiterentwicklung und Umsetzung zur Verfügung. „Um die Clan-Kriminalität zu bekämpfen, gehen wir in NRW neben der klassischen Polizeiarbeit neue Wege. Wir wollen nicht nur repressiv, sondern auch kommunikativ gegen den Irrglauben angehen, dass sich Clankriminalität lohnt. Das entwickelte Kommunikationskonzept wird uns helfen, der Geschichte vom vermeintlich erfolgreichen Gangstertum etwas entgegenzusetzen. Für diesen Einsatz bin ich den Studentinnen und Studenten und der Bergischen Universität Wuppertal sehr dankbar“, erklärte Innenminister Herbert Reul.
Uni-Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch betonte in seinem Grußwort: „Auch ich freue mich sehr über die gelungene Zusammenarbeit, bei der alle Beteiligten gewinnen, zum einen die Verantwortlichen in der Aufklärungsarbeit und ihre Zielgruppe, zum anderen die Studierenden, die dank einer exzellenten Betreuung durch unsere Professoren ihre Kompetenzen weitergeben und sich so zugleich weiterqualifizieren.“
Die beiden Projektleiter blicken auf ein anspruchsvolles Projektseminar zurück, das allen viel abverlangt habe: „Es ist in der Tat nicht einfach, Kommunikationswege zu jungen arabischstämmigen Straftäterinnen und -täter zu finden, und überzeugende Alternativen zur kriminellen Karriere aufzuzeigen. So sind wir doch zuversichtlich, unseren Beitrag hierzu geleistet zu haben.“