Frauen in die Prostitution gedrängt Drei „Loverboys“ vor Gericht
Wuppertal · Drei junge Männer stehen ab Mittwoch (21. August 2019) vor dem Wuppertaler Landgericht. Sie sollen Frauen unter Vortäuschung wahrer Liebe in die Prostitution gedrängt haben.
Sie stehen mit Rosen an der Türe und gaukeln große Gefühle vor. Die Mädchen steigen stolz in Nobelkarossen und zuweilen hört man von den Opfern vor Gericht auch schon mal Sätze wie diese: „Er hat mich anfangs auf Händen getragen.“ Damit ist allerdings schnell Schluss - und irgendwann ist die Seele der Opfer gebrochen. Von „Loverboys“ zur Prostitution gezwungen und ins Bordell geschickt, am Ende des Tages wird einfach nur noch abkassiert.
Wie es dazu kommen konnte? Dazu sagt Bärbel Kannemann, ehemalige Kriminalkommissarin und Initiatorin des Vereins „No Loverboy“ im Rundschau-Interview: „Die Mädchen verlieben sich in einen Loverboy, weil er ihnen den Traumprinzen vorspielt. Gleichzeitig werden sie sozial isoliert und irgendwann haben sie nur noch ihn.“
Loverboy-Masche
Was von heute an vor dem Wuppertaler Landgericht verhandelt wird, trägt deutliche Züge einer solchen Loverboy-Masche. Auf der Anklagebank: zwei 17 und 31 Jahre alte Männer aus Wuppertal und ein 22-Jähriger aus Wetter. Letzterer soll laut Anklage anfangs mit dem älteren der beiden Wuppertaler beschlossen haben, den Lebensunterhalt durch Einnahmen aus Prostitutionstätigkeit bestreiten zu wollen.
Dazu soll man Frauen, die teils jünger als 21 Jahre gewesen seien, unter Vortäuschung falscher Tatsachen und der Vorgabe vermeintlich wahrer Liebe zur Prostitution geführt oder zu deren Fortsetzung bewegt haben. Der 17-Jährige soll später dazugestoßen sein, um neue, in der Regel minderjährige Frauen zu akquirieren, Kundentermine zu vereinbaren und dafür zu sorgen, dass die Mädchen bei „bei der Stange“ blieben,
Angebändelt, um anschaffen zu lassen
Sperriges Juristenvokabular, das im Klartext heißt: Die drei Angeklagten haben mit jungen Mädchen angebändelt, um diese dann für sich anschaffen zu lassen. Jeweils einer der Männer soll dabei die „Bezugsperson“ gewesen sein – also derjenige, der den Traumprinzen vorgaukelt. Der sei es dann auch gewesen, der sein jeweiliges Opfer im Bordell abgeliefert und abkassiert habe. Laut Anklage mussten die Frauen ihre durch Prostitution erlangten Einkünfte komplett abgeben. Dazu sollen sie durch die Angeklagten „eng überwacht“ worden sein.
Hielten sie sich nicht an die Vorgaben, sollen die Männer ihren Opfern gegenüber gewalttätig geworden sein. Teilweise soll den Frauen auch gesagt worden sein, dass sich der Mann, den diese für ihren Partner gehalten hätten, in finanziellen Schwierigkeiten befinden würde und er sie deshalb ins Bordell schicken würde.
„No Loverboy“-Initiatorin Bärbel Kannemann weiß, dass dazu auch Geldforderungen aus früheren Prozessen gehören können, die von den dort Angeklagten an teure Wahlverteidiger und als Schmerzensgeld an die Opfer gezahlt werden müssen. Dazu ist von der ehemaligen Kriminalkommissarin zu hören: „Solche Zahlungen übernimmt manchmal sogar schon das ´Nachfolgeopfer´.“ Die Mädchen seien nach derartigen Erfahrungen seelisch gebrochen, oftmals zerbreche auch die Familie am Leid der Tochter.
Angesetzt sind sechs Verhandlungstage
Bei den derzeit vor dem Landgericht angeklagten Männern soll es so gewesen sein, dass den beiden Älteren die Einnahmen aus der Prostitution nicht gereicht haben und sie sich dann auch noch dazu entschieden haben sollen, Raubüberfälle zu begehen. Dabei sollen sie ein Smartphone und eine Smartwatch erbeutet haben. Ein zweiter Raubversuch sei gescheitert, nachdem der Geschädigte laut um Hilfe gerufen habe. Das Gericht hat sechs Verhandlungstage angesetzt, das Urteil wird am 26. September erwartet.