Mehr Übernachtungen in Unterkünften Zahl der wohnungslosen Wuppertaler steigt
Wuppertal · In den letzten Jahren ist die Zahl der wohnungslosen Menschen, die in Wuppertal in Obdachlosen-Unterkünften übernachten, deutlich angestiegen. Waren es im Jahr 2013 noch knapp über 7.000 Menschen, nahmen 2018 bereits 9.858 Wohnungslose das Angebot in Anspruch.
Wohnungslosigkeit ist eine der deutlichsten Formen der Armut und gilt es zu bekämpfen. Dies wurde auch in den Arbeitsgruppen des Bündnisses gegen Armut thematisiert und problematisiert. Eine Ursache ist der – auch in Wuppertal – knapp werdende Wohnraum vor allem im Segment der kleinen Wohnungen. Aber auch das Angebot für Familien mit mehreren Kindern ist nicht ausreichend.
Zu den wohnungslosen Menschen zählen neben denen, die auf der Straße schlafen auch die, die die Übernachtungsstellen nutzen, bei Freunden und Bekannten schlafen oder bei denen unmittelbar ein Wohnungsverlust droht.
Überregional wird derzeit über die steigende Anzahl an wohnungslosen Menschen berichtet. Die aktuellen Daten des Landes zeigen jeweils zum Stichtag 30. Juni einen Anstieg von mehr als 12.000 Menschen (37,6%).
Auch in Wuppertal steigt die Anzahl an wohnungslosen Menschen an. Dabei gibt es unterschiedliche Statistikmethoden. Das Land wertet die Nutzer der städtischen Unterkünfte und Wohn- und Beratungsangebote zu einem Stichtag aus. Bei dieser Zählweise verdoppelt sich die Anzahl der Menschen seit 2013 von 416 Menschen auf 864 im Jahr 2018.
Die Stadt Wuppertal selbst verfolgt die Übernachtungszahlen mit Sorge: Seit 2013 (7.192) ist die Anzahl pro Jahr auf 9.858 (2018) angestiegen. Auch nutzen mehr Menschen die Beratungsangebote der Diakonie Wuppertal. Im Jahr 2013 waren es 1.254 Menschen, in 2018 schon 1.851 Dies bedeutet eine Steigerung um ca. 600 Personen.
Es sind zwar deutlich mehr Männer wohnungslos, doch befinden sich Frauen oft in einer besonders schwierigen Situation und verharren zum Beispiel in gewaltbelasteten Partnerschaften, um nicht wohnungslos zu werden.
Die Stadt Wuppertal versucht gemeinsam mit dem Anbieter der Hilfen, dieser Steigerung zu begegnen. Auch wird auf die besondere Situation von Frauen durch eine getrennte Beratungs- und Übernachtungsstelle Rücksicht genommen.
Es ist vorgesehen die Hilfen für Menschen, bevor sie wohnungslos werden, zu verstärken - durch aufsuchende Arbeit, das Angebot des Ambulant Betreuten Wohnen, verstärkter Einsatz von Haushaltshilfen usw.
Die Akteure hoffen auf Projektmittel des Landes, um die Wohnraumakquise für diese Gruppe zu verstärken und sogenannte „Kümmerer“ einzustellen, die für Mieter und Vermieter Ansprechpersonen sind.
Seit etwa zwei Jahren kümmern sich sog. Fallkonferenzen um die Menschen, die meist draußen schlafen, jede Hilfe ablehnen und/oder besonders schwer zu versorgen sind. Bei rund der Hälfte der Fälle kann Hilfe gefunden werden. Ein Wuppertaler Träger hat sich dem Projekt des Landes „Housing First“ angeschlossen und plant den Kauf und die direkte Vermietung verbunden mit Betreuung an die Betroffenen. Andere Träger und Kirchen überlegen sogenannte Trägerwohnungen anzumieten, um dann verbunden mit Betreuung an die Betroffenen weiter zu vermieten.
„Wir hoffen damit Wohnungslosigkeit abwenden zu können. Denn dies ist für die betroffenen Menschen eine existenzgefährdende Situation. Doch letztendlich kann nur der Bau von preisgünstigem Wohnraum und die Inanspruchnahme der Fördermittel des sozialen Wohnungsbaus Abhilfe schaffen“, erläutert Dr. Stefan Kühn, Sozialdezernent.