Wuppertal und die See

In diesen Tagen feiert die "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" (DGzRS) in Bremen und Bremerhaven ihr 150-jähriges Bestehen. In der Parade der Rettungsflotte fährt auch ein Schwesterschiff des Seenotrettungsbootes "SRB Wuppertal" mit, das nach einer Spendenaktion am 22. September 2012 auf den Namen der bergischen Stadt getauft wurde.

Zum Jubiläum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat der Fotograf Peter Neumann einen großen Bildband mit dem Titel "Respekt" herausgegeben, in dem das Seenotrettungsboot "Wuppertal" an mehreren Stellen eine Rolle spielt. So wird das Boot als Typschiff für seine Bauklasse in seinem Revier vor dem Leuchtturm Schleimünde gezeigt.

Foto: Peter Neumann

Die Aktion ging auf ein historisches Vorbild aus der Anfangszeit der DGzRS zurück. Schon wenige Jahre nach der Gründung der Gesellschaft waren in der Nordsee - auf Norderney und Amrum - Rettungsboote stationiert, die die Namen von Barmen und Elberfeld trugen. Die Anschaffung der Boote und der Unterhalt der Stationen wurden damals von so genannten Binnenbezirksvereinen in den beiden Städten im Wuppertal finanziert.

Und auch bei Gründung der DGzRS spielt ein Mann aus dem Wuppertal eine nicht unerhebliche Rolle - die allerdings in der historischen Dokumentation neben den offiziellen Gründern Adolph Bermpohl, Georg Breusing und Dr. Arwed Emminghaus keine Erwähnung findet. Als sich am 29. Mai 1865 in Kiel 120 tatkräftige Männer aus allen Teilen Deutschlands trafen, um die vielen bestehenden Rettungsvereine entlang der deutschen Küsten zu vereinen, saß Dr. August Lammers, der damalige Redakteur der Elberfelder Zeitung, mit am Tisch. Er hatte ein Jahr zuvor einige Zeit in Bremen verbracht und dort Dr. Arwed Emminghaus kennen gelernt und ein "Freundschaftsbündnis, das nie getrübt wurde” begründet, wie Emminhaus es später beschrieb.

In einer nach dem Tod von Lammers von Emminghaus verfassten Biografie des Freundes erinnert der Gründer der DGzRS an die Rolle des Wuppertalers in der Gründungsversammlung, in der er "viel mit der Feder geholfen” und ganz offensichtlich in der Zusammenführung der aus den unterschiedlichen Gebieten des noch nicht vereinigten Landes kommenden Interessenvertreter eine wichtige Rolle gespielt hat.

"Lammers, der an den Vorbereitungen in der Presse sich lebhaft beteiligt hatte, war von Elberfeld zum Kieler Tage herübergekommen; er erquickte sich nicht nur an der fröhlichen Schaffenskraft, die die Versammlung beseelte, sondern wusste sie auch zu beleben und zu steigern, etwa drohende Hindernisse zu beseitigen; er beteiligte sich lebhaft an der Feststellung des schriftlich Niederzulegenden”, schreibt Emminghaus über den Freund, der auch Mitglied der "Satzungs-Commission” der neuen Gesellschaft wurde.

Zurück in Elberfeld setzte sich August Lammers für die Bildung von Binnenbezirksvereinen ein. Der Erfolg dieser Tätigkeit lässt sich an den Listen der ersten Spender aus dem Jahr 1866 ablesen, in denen zahlreiche prominente Unternehmerfamilien genannt werden, deren Namen man heute auf Straßenschildern findet - beispielsweise Mittelsten Scheid, Engels und Schuchard in Barmen oder von der Heydt, Neviandt und Simons in Elberfeld. In dieser Tradition unterstützen heute, 150 Jahre später, rund 1000 Wuppertaler die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mit regelmäßigen Spenden und halten so die Verbindung zwischen den Rettern an der Küste und dem Bergischen Land lebendig.