Trauer um Alt-Oberbürgermeisterin Sie war den Menschen nah

Wuppertal · Als Oberbürgermeisterin lenkte sie zwölf Jahre lang die Geschicke der Stadt. Am Montag ist Ursula Kraus verstorben – an ihrem 91. Geburtstag. Im Barmer Rathaus liegt ein Kondolenzbuch aus.

Ursula Kraus im Jahr 2010. Foto: Medienzentrum Stadt Wuppertal, Gerd Neumann

Foto: Medienzentrum Stadt Wuppertal, Gerd Neumann

Ursula Kraus wurde 1930 in Neunkirchen an der Saar geboren und wuchs in Wichlinghausen auf. Sie machte eine Ausbildung als Industriekauffrau und arbeitete in diesem Beruf in einer Wuppertaler Druckerei. Dann wagte sie den Sprung in die Politik und vertrat Wuppertal als Landtagsabgeordnete von 1980 bis 1990 in Düsseldorf.

1984 wurde sie zur Oberbürgermeisterin der Stadt Wuppertal gewählt – damals ein Ehrenamt. Zwölf Jahre übte sie dieses Amt aus, das sie selbst einmal als „Leistungssport“ bezeichnet hat. 1996 zog sie sich aus der Politik zurück, blieb aber immer vielfältig engagiert – so im Förderverein Neue Synagoge, in der Kommission für eine Kultur des Erinnerns oder als Schirmherrin verschiedener Projekte.

Ursula Kraus ist Ehrenringträgerin und Ehrenbürgerin der Stadt und erhielt im Jahr 2010 vom Rat der Stadt den Ehrentitel Alt-Oberbürgermeisterin. In einem Kondolenzschreiben an die Schwester der Verstorbenen, Renate Warnecke, würdigte Oberbürgermeister Uwe Schneidewind das große Engagement und die Hingabe, mit der Ursula Kraus für die Menschen in Wuppertal gearbeitet habe.

In der Lobby des Rathauses am Johannes-Rau-Platz wird ein Kondolenzbuch ausgelegt. Hier können sich alle eintragen, die ihrer Anteilnahme am Tod der früheren Oberbürgermeisterin Ausdruck geben möchten.

Auch die Wuppertaler SPD trauert um ihr Urgestein: „Mit Ursula Kraus verliert Wuppertal eine Frau, die von den Grundwerten der Sozialdemokratie zutiefst überzeugt war und diese stets gelebt hat. Sie hat sich für ihre Stadt begeisternd eingesetzt und konnte so viele Menschen für Wuppertal und weit über die Grenzen Wuppertals hinaus begeistern. Unser tiefes Mitgefühl gilt ihrer Schwester und allen Angehörigen“, so die Partei.

Weitere Stimmen:

Stefan Kühn (Vorsitzender des Freundeskreises Neue Synagoge): „Ursula Kraus hat von Anfang an die Idee der Errichtung einer neuen Synagoge für das Bergische Land engagiert unterstützt. Die Förderung jüdischen Lebens in unserer Stadt und unserer Region war für sie eine Herzensangelegenheit. Denn die Existenz einer aktiven jüdischen Gemeinde war für sie das lebendige Zeichen des Sieges der Geschichte über die Verbrechen des Faschismus. Die Familie von Ursula Kraus gehörte zu den Verfolgten des Nazi-Regimes. Die Erfahrung von Ausgrenzung und Verfolgung hat sie stark geprägt. Viele Orte der Erinnerung an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte sind in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete und Oberbürgermeisterin entstanden und von ihr unterstützt worden. Es waren für sie immer auch Orte der Mahnung für die Gegenwart und Orientierungen für das Handeln für die Zukunft. Ich habe Ursula Kraus Anfang der 80er Jahre kennen- und schätzen gelernt. Sie stand ein für die gleiche Würde und die gleichen Rechte aller Menschen – unabhängig von Herkunft, Muttersprache, Hautfarbe und Religion. Diese Haltung stand im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns. Wir verneigen uns vor einer großen Wuppertalerin.“

Alexander Schmidt (Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion): „Mit Ursula Kraus verliert Wuppertal eine um die Stadt verdiente Sozialdemokratin, die stets das Verbindende über das Trennende gestellt hat. Das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger war Ursula Kraus immer eine Herzensangelegenheit. Sie war eine authentische und vor allem empathische Person, bei der man immer ein offenes Ohr fand.“

Rolf Köster (CDU, Vorsitzender des Kulturausschusses) hob hervor, dass die verstorbene Ehrenbürgerin und langjährige Oberbürgermeisterin der Stadt Wuppertal ein besonders tiefes Verständnis für die Kultur der Stadt Wuppertal gehabt und diese in Amt und Ehrenamt stets unterstützt und gefördert habe: „Der Tod von Ursula Kraus macht mich sehr traurig, da sie stets den Menschen in unserer Stadt nah war und durch ihre empathische Art Menschen miteinander versöhnt hat.“