Bergische Uni: Prof Lietzmann emeritiert „Die Welt ist voller Umwälzungen“

Wuppertal · Prof. Dr. Hans J. Lietzmann ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Der 68-Jährige war seit fast 20 Jahren Professor für Politikwissenschaft und Jean-Monnet-Professor for Theory and Analysis of European Integration/Mitglied des Jean-Monnet-Center of Excellence NRW (European Politics) an der Bergischen Universität Wuppertal.

Uni-Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch (l.) verabschiedete sich von Emeritus Prof. Dr. Hans J. Lietzmann.

Foto: Friederike von Heyden

„Ich werde die Gelegenheit nutzen, mich endlich mehr meiner Frau und unseren gemeinsamen Anliegen, meiner Familie, meinen Enkelkindern und unseren Freunden zu widmen“, sagt Lietzmann. Er freue sich außerdem darauf, „mehr Zeit auch für scheinbar ‚querliegende‘ intellektuelle Lektüren und Perspektiven zu haben, die während des Universitätsalltags viel zu oft zurückstehen müssen: Die Welt ist voller Umwälzungen und interessanter Neuentwicklungen, die ich gerne verstehen, aufmerksam bearbeiten und noch lange kreativ und intellektuell begleiten möchte.“

Der Bergischen Uni bleibt er aber weiterhin erhalten. Beim Institut für Partizipations- und Demokratieforschung (ehemals „Forschungsstelle Bürgerbeteiligung), das Lietzmann seit 2004 leitet, wird er noch in einigen Forschungsprojekten involviert sein. „Ich hoffe sehr, dass meine Meinung und Mitarbeit dort weiterhin gerne gesehen wird. Vielfältige Umbrüche und ,Resets‘ werden sich in den politischen Institutionen und den politischen Entwicklungen der kommenden Jahre ergeben. Die endlich sich ernsthaft zuspitzende Perspektive auf den Klimawandel und auch die grundsätzliche Neuorientierung der politischen Kommunikationen sind spannende, erste Anzeichen“, so der Pensionär.

Sein wissenschaftlicher Fokus lag in den vergangenen Jahren auf der „Politischen Kulturforschung“. Dabei befasste er sich mit den Fragen der sich wandelnden politischen Mentalitäten, deren Einfluss auf die politischen Prozesse und mit den überraschenden Entwicklungen zum Beispiel in der „Querdenker-Szene“ und ihren strukturellen Hintergründen. Bundes- und europaweit bekannt sind seine Forschungen zur Partizipation und zur Repräsentation in der Demokratie.

Darüber hinaus war und ist Hans J. Lietzmann ein oft eingeladener Gutachter und Berater: etwa für den Bundestag (unter anderem im Innenausschuss zu Wahlrechtsfragen oder im Bundestagspräsidium zur Verkoppelung von Beteiligungsformaten), für den NRW-Landtag (unter anderem zur politischen Bildung, zu Jugendwahlrecht, Ausländerwahlrecht) sowie für das Europaparlament (zu „Europäischen Bürgerinitiativen“) und ebenso für Bundes- und Landesregierungen, Parteien, Verbände und Stiftungen. Außerdem ist er Mitglied im „Energieforschungsdialog“ des NRW-Wirtschaftsministers Prof. Dr. Andreas Pinkwart (befasst sich mit den zentralen Fragen des Endes der Braunkohleverstromung im Rheinischen Revier), des Clusters Energieforschung der NRW-Landesregierung und entsprechender Gremien der Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Hans J. Lietzmann studierte Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Soziologie und Philosophie an den Universitäten Marburg, Frankfurt am Main und Gießen. Danach arbeitete er als Anwalt in einer Kanzlei sowie als Dozent in der politischen Erwachsenenbildung. 1986 promovierte er an der Philipps-Universität Marburg. Bis 1998 arbeitete der gebürtige Düsseldorfer als Wissenschaftlicher Assistent an der Universität der Bundeswehr in München. Lietzmann habilitierte sich 1998 in Marburg. Auslandsaufenthalte führten ihn wiederholt an die US-amerikanische Harvard-Universität sowie nach Äthiopien, den Sudan und auf eine Gastprofessur in Neu-Delhi. Nach Professuren an den Universitäten Hamburg, Vechta und Essen kam er 2002 schließlich an die Bergische Universität.