Rundschau-Telefonaktion Viele Leserfragen zum Bluthochdruck
Wuppertal · Die Leitungen glühten einmal mehr bei der Rundschau-Telefonaktion zum Thema Bluthochdruck am gestrigen Dienstag (18. Mai 2021): Anderthalb Stunden lang gab Experte Prof. Dr. Bernd Sanner, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik im Bethesda-Krankenhaus, non-stop Antworten auf Fragen der Rundschau-Leser.
Sanner zählt bundesweit zu den gefragtesten Spezialisten für die Volkskrankheit Bluthochdruck, von der in Deutschland rund 40 Prozent der Menschen betroffen sind. Bei ihm holten sich die Rundschau-Leser Rat zu fast allen Fragen, die sich rund um die so genannte Hypertonie stellen. „Es ging um Blutdruckmedikamente und deren Nebenwirkungen, um die richtigen Grenzwerte und erfreulich oft auch darum, wie man den Blutdruck ohne Medikamente senken kann“, so Sanner. Bei letzterem helfen übrigens ganz pauschal gesagt Abnehmen, Sport, kochsalzarme Ernährung und der Verzicht auf Alkohol.
Gleich zwei jüngere Anrufer (20 und 22 Jahre) beschäftigte die Frage, wo ihr hoher Blutdruck herkommt und welche Untersuchungen nötig sind, um die Ursachen zu klären. Als erster Schritt ist dabei laut Sanner die Überprüfung der Werte wichtig, weil eine Reihe von Faktoren dazu führen kann, dass gerade bei Selbstmessungen falsche Ergebnisse herauskommen. „Das kann zum Beispiel bei besonders muskulösen Armen passieren, wenn die Manschette nicht entsprechend angepasst wird.“ Sicherheit bringt eine 24-Stunden-Messung, deren Resultate speziell mit Blick auf die nachts ermittelten Werte wichtige Aufschlüsse geben. Sanner: „Wenn man im Schlaf hohe Werte hat, dann sind Komplikationen abzusehen.“ Gerade wenn man sich tagsüber kaputt fühle, sei das ein Alarmsignal.
Sind die Blutdruckwerte erwiesenermaßen zu hoch - bei Selbstmessungen gelten 135/85 und beim Arzt 140/90 als kritsche Grenze, dann müssen bei weiteren Untersuchungen die vielfältigen potenziellen Ursachen für die Hypertonie abgeklärt und behandelt werden.
Anlass der Telefonaktion war übrigens der Welthypertonietag, der 2021 unter dem Motto: „Blutdruck messen, Gesundheit erhalten“ stand. Hier noch einmal die wichtigsten Tipps zur Selbstmessung:
● Gemessen werden sollte der Blutdruck im Sitzen nach 5 Minuten Ruhepause.
● Idealerweise sind 3 Messwerte hintereinander mit 1 Minute Abstand zu nehmen, wobei der erste Wert zu verwerfen und bei den letzten beiden der Mittelwert heranzuziehen ist.
● Die Armmanschette muss passend zum Oberarmumfang sein. Misst man zum Beispiel mit einer normalen Blutdruckmanschette bei einem sehr muskulösen Oberarm, so werden fälschlicherweise zu hohe Blutdruckwerte ermittelt.
● Während des Messvorgangs darf nicht gesprochen werden, man sollte sich anlehnen und die Beine nicht überkreuzen.
Von Bedeutung ist auch, dass das Blutdruckmessgerät nicht nur als Medizinprodukt zugelassen ist, was am „CE-Kennzeihen“ zur erkennen ist, sondern dass es auch eine hohe Messgenauigkeit hat. Dies wird nachgewiesen durch das Vorhandensein eines Prüfsiegels, zum Beispiel durch das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga oder der Europäischen Fachgesellschaft (European Society of Hypertension). Eine Vielzahl von Faktoren kann am Blutdruckmessgerät dazu führen, dass unzuverlässige Messwerte produziert werden: Verantwortlich sind die Genauigkeit der Pumpe im Gerät, die Art der verwendeten Manschette, die eingebaute Druckblase, aber auch Fehlererkennungsmechanismen in den Geräten und einprogrammierte Berechnungsformeln.
Zusätzlich ist nicht zu vergessen, dass auch auf Seiten der Anwender Fehler bei der Blutdruckmessung gemacht werden können. Die Fehlerquote ist bei den Handgelenksmessgeräten höher als bei den Oberarmmessgeräten. Das Nichtbeachten einfacher Regeln der Blutdruckmessung führt zu einer deutlichen Fehleinschätzung der Behandler und damit zu einer Über- oder Unterbehandlung der arteriellen Hypertonie. Dies ist eine der Hauptursachen für eine schlechte Blutdruckkontrolle und Fehldiagnosen.