Welche Schulen besuchen Schüler mit Migrationshintergrund?

Wuppertal · Über den Schulbesuch von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund gibt die amtliche Schulstatistik auf Bundesebene bisher keine Auskunft. Dr. Thomas Kemper, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung (WIB) der Bergischen Universität, hat jetzt ein Diskussionspapier veröffentlicht, das den aktuellen Stand der schulstatistischen Erfassung von Migration in den Bundesländern veranschaulicht.

Er betont: Um schulstatistische Vergleiche zwischen den Ländern zu ermöglichen und belastbare Aussagen über den Schulbesuch von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund treffen zu können, muss in allen Ländern zumindest ein Minimum vergleichbarer Informationen zum Migrationshintergrund abgefragt werden. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Fluchtmigration hätten entsprechende Informationen eine besondere Relevanz — etwa für die Bildungsforschung, Bildungspolitik und -planung.

Thomas Kemper stellt in seinem Paper ("Zur schulstatistischen Erfassung des Migrationshintergrundes in den Bundesländern — (k)ein gemeinsamer Nenner in Sicht?") zunächst die verschiedenen Erhebungsansätze in den Schulstatistiken systematisch dar, diskutiert die Validität und Vergleichbarkeit der Daten und prüft die Möglichkeiten, die verschiedenen Erhebungsansätze der Länder in einer Bundesstatistik zusammenzuführen.

Ein Ergebnis ist, dass manche Bundesländer in der Schulstatistik bis heute nur die Staatsangehörigkeit erheben, andere erfassen hingegen ausführlich den Migrationshintergrund der Schülerinnen und Schüler, indem z.B. neben der Staatsangehörigkeit auch die Verkehrssprache und das Geburtsland berücksichtigt werden. Zwischen den Ländern unterscheiden sich teilweise sowohl die erhobenen Migrationsmerkmale, die Bezeichnungen als auch die Operationalisierungen des Migrationshintergrundes.

"Konsequenz ist, dass die Bildungssituation von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund anhand von Daten der amtlichen Schulstatistik auch in naher Zukunft weiterhin nicht auf Bundesebene analysiert werden kann", betont Kemper. Da die verschiedenen Landesansätze zur Erfassung eines Migrationshintergrundes teilweise inkompatibel zueinander sind, würden zudem schulstatistische Vergleiche zwischen den Ländern unmöglich gemacht.

Abschließend untersucht Kemper anhand der in den Ländern verfügbaren schulstatistischen Migrationsinformationen den Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und welche Schulformen von ihnen besucht werden — der Fokus liegt dabei auf dem Besuch von Gymnasien. Ein Ergebnis ist, dass eine weiter gefasste Operationalisierung des Migrationshintergrundes zu höheren Anteilen von Personen mit Migrationshintergrund führt und diese häufiger Gymnasien besuchen.