Bergische Uni Forschungsprojekt zu traumatisierten Kindern

Wuppertal · Kinder und Jugendliche, die Krieg und Flucht ausgesetzt sind, zeigen ein erhöhtes Traumatisierungsrisiko und bedürfen einer besonders sensiblen und fachkompetenten pädagogischen Zuwendung und Unterstützung. Wie diese aussehen kann und wie traumabelastete Schülerinnen und Schüler optimal gefördert werden können, untersuchen Prof. Dr. Friedrich Linderkamp und Prof. Dr. Gino Casale vom Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität Wuppertal in ihrem neuen Projekt „TRAILS“.

Prof. Dr. Gino Casale.

Foto: Friederike von Heyden

Die Wissenschaftler erhalten dafür eine Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“ in Höhe von rund 545.000 Euro.

Nicht zuletzt durch die menschenrechtsverletzende politische Situation in vielen Staaten der Erde (zum Beispiel in Afghanistan oder Syrien) flüchten viele junge Menschen aus ihren Heimatländern. In Deutschland wurden 2019 knapp 166.000 Asylanträge gestellt, davon 50,5 Prozent von Kindern und Jugendlichen bis zu 18 Jahren aus Krisen- und Kriegsgebieten, die von Menschenhandel, krimineller oder sexueller Ausbeutung und kriegerischer Zwangsrekrutierung betroffen sind.

Bestandsaufnahme der Erfahrungen und Bedarfe

Diese Kinder und Jugendlichen stellen eine große Herausforderung im inklusiven Schulsystem dar. „Allerdings fehlt es im deutschsprachigen Raum zum einen an einer Bestandsaufnahme der Erfahrungen und Bedarfe von Lehrkräften, Schülerinnen und Schüler und Eltern in Bezug auf den Umgang mit Traumata in der Inklusion. Zum anderen existieren keine evidenzbasierten Konzepte zur Diagnostik und Förderung bei traumatisierten Schülerinnen und Schülern“, erklärt Prof. Dr. Gino Casale.

In „TRAILS“ (Traumasensitive Diagnostik und Förderung in inklusiven Schulen) prüfen die Forschenden durch qualitative Interviews sowie eine quasi-experimentelle Kontrollgruppenstudie, welche Erfahrungen und Bedarfe Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern in Bezug auf traumasensible Diagnostik und Förderung in inklusiven Schulen haben, inwiefern sich ein partizipativ entwickeltes integriertes System aus Methoden zur traumasensiblen Diagnostik und Förderung in inklusiven Schulen implementieren lässt und welche Effekte sich in Bezug auf die Emotionsregulation und die psychosoziale Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie auf das kultursensible Klima in der Klasse zeigen.

Methoden werden kostenfrei zur Verfügung gestellt

„Primäre Zielgruppe dieses Projektes sind Schülerinnen und Schüler an inklusiven Haupt-, Real- und Gesamtschulen, die aufgrund von traumatischen Fluchterfahrungen ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen aufweisen sowie deren Lehrkräfte und Eltern“, so Prof. Dr. Linderkamp.

Die im Projekt entwickelten Methoden sollen Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler als Open Educational Resource (OER) am Ende der Studie kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Kooperationspartner in diesem Projekt sind das Schulamt der Stadt Wuppertal, das Institut Trauma und Pädagogik in Mechernich-Firmenich unter Leitung von Hedi Gies sowie die University of Massachusetts, Amherst (USA).