Prozess vor dem Wuppertaler Landgericht Mordversuch im Regionalexpress
Wuppertal · Ein Wuppertaler BVB-Fan wurde im Zug nach einem Spiel Ende Oktober Opfer einer beinahe tödlichen Messerattacke. Der Familienvater wird durch eine Gesichtsnarbe entstellt bleiben. Seit dieser Woche steht der mutmaßliche Angreifer (21), ein Muslim aus Gelsenkirchen, wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann sogar vor, er habe aus "niederen Beweggründen, aus religiösem Hass, gegen sein Opfer gehandelt, das Katholik ist". Das Gericht hat dieses Tatmotiv jedoch zunächst zurückgewiesen. Der Vorsitzende Richter Robert Bertling: "Für diese Annahme gibt es in der Anklageakte keine hinreichenden Indizien." Staatsanwalt Dr. Hauke Pahre verlas dennoch demonstrativ seinen ursprünglichen Vorwurf.
Laut Zeugen trafen Angeklagter und Opfer im Regionalexpress aus Dortmund aufeinander, kurz vor Oberbarmen. Ein Teil der Fans soll "asi-mäßig drauf gewesen" sein. Der Angeklagte habe "Salem aleikum" gesagt. Der Wuppertaler habe ebenso geantwortet und sich bekreuzigt. Danach sei der 21-Jährige zunächst gegangen, dann aber mehrfach zurückgekehrt. Im folgenden Handgemenge sei der Sohn des Opfers eingeschritten. Er habe dadurch seinem Vater das Leben gerettet.
Mitreisende des Angeklagten erklärten, sie hätten einander im Sommer in einer Flüchtlingsunterkunft kennen gelernt. Am Tattag habe man sich zufällig getroffen. Mangels Ticket hätten zwei von ihnen das Spiel BVB gegen Paderborn nicht besuchen können: "Wir haben unsere Ausweise gezeigt, aber man hat uns nicht rein gelassen."
Im Zug habe der Angeklagte zur Toilette gewollt, kurz darauf habe man Schreie gehört. Sie seien dort hin geeilt. Sie hätten geholfen, die Männer zu trennen. Der Angeklagte gibt an, sich an nichts zu erinnern: Er habe unter Heroin gestanden.
Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt: 9.15 Uhr im Gerichtszentrum, Eiland, Saal J09SG.