Weitere verscharrte Leichen?

Ende Februar 1945 fand das sogenannte Burgholz-Massaker statt, bei dem Wuppertaler Gestapo- und Kripo-Beamte 30 russische Zwangsarbeiter ermordet haben. Jetzt steht die Vermutung im Raum, dass es noch mehr Opfer gab.

Die erschossenen Frauen und Männer aus Russland hatte man seinerzeit in einem Massengrab verscharrt, das nach der Befreiung im September 1945 entdeckt wurde. Die Leichen sind auf einem Friedhof in Cronenberg beerdigt worden.
Stephan Stracke, freier Historiker und Lehrbeauftragter an der Uni Wuppertal sowie Vorstand des "Vereins zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal", hat im Herbst vergangenen Jahres mit einer Projektgruppe eine Exkursion ins Burgholz gemacht, um den Standort des Massengrabes zu ermitteln, damit der historische Ort in Zukunft mit Gedenk- und Hinweistafeln markiert werden kann.

"Dabei", so Stracke, "stellte sich heraus, dass es in der Nähe des ehemaligen Schießstandes im Wald nicht nur eine Grube gibt, sondern dass unweit des lokalisierten Massengrabes zwei weitere, in der Größe ähnliche Gruben im Wald ausgehoben und bis heute erkennbar sind." Auf diese Gruben aufmerksam wurde Stephan Stracke durch Informationen der Wuppertalerin Lieselotte Bhatia: Ihr Vater war — wie sie selbst Jahre später erfuhr — als Kriminalpolizeibeamter Mittäter des Burgholz-Massakers.

Stephan Stracke hat den Verdacht, dass es weitere Massengräber im Burgholz gibt, jetzt bei der NRW-Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen angezeigt. Und den Leiter der Behörde, Oberstaatsanwalt Andreas Brendel, aufgefordert, ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher Tötungsdelikte einzuleiten. Denn, so Strackes Auffassung, eventuell handele es sich bei den jetzt entdeckten Gruben um weitere Massenbegräbnisstätten oder für Hinrichtungen vorbereitete Plätze: "Das müsste polizeilich beziehungsweise von der zuständigen Staatsanwaltschaft untersucht werden."