Prozess in Wuppertal Vorwurf: Ermordung aus Habgier

Wuppertal · Ein 36-Jähriger Remscheider hat sich derzeit wegen Mordes und Raubes vor dem Wuppertaler Landgericht zu verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, am 16. September 2019 in Wuppertal die 78-Jährige Stiefgroßmutter seiner ehemaligen Lebensgefährtin erstochen zu haben.

Der Angeklagte mit seinem Anwalt.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Der Angeklagte war zu der Seniorin gegangen, um sie um 1.000 Euro zu bitten. Als die Frau ihm das Geld nicht habe geben wollen und dazu noch gesagt habe, dass er sich das Scheitern der Beziehung mit ihrer Enkelin selbst zuzuschreiben habe, sollen bei ihm „die Sicherungen durchgebrannt“ sein. Er sei rasend vor Wut gewesen. Als die Frau tot vor ihm gelegen habe, sei er erleichtert gewesen - so schilderte der Angeklagte dem Gericht den Tatablauf.

Er selbst sei zum Tatzeitpunkt wegen Depressionen bereits zum vierten Mal in psychiatrischer Behandlung im „Tannenhof“ in Remscheid gewesen. Von dort sei er nach Wuppertal in die Rutenbeck gefahren in der Hoffnung, dass das spätere Opfer ihm das Geld geben werde. Davon habe er 400 Euro einer Mitpatientin geben wollen, die ihm zuvor Geld geliehen hatte und mit der er eine Beziehung gehabt habe. Außerdem habe er seinen beiden Kindern unbedingt noch Geld für die Klassenfahrt geben wollen. Bei dem späteren Opfer habe er sich zuvor zum Frühstück eingeladen und ein Käsebrot gegessen. Danach sei es wegen des Geldes zum Streit gekommen und nachdem ihn die Frau für das Scheitern der Beziehung mit ihrer Enkelin verantwortlich gemacht habe, will er ihr mit der Hand ins Gesicht geschlagen haben.

Danach sei sie auf den Sessel gefallen und habe ihn angegrinst. „Da habe ich rot gesehen“, so der 36-Jährige. Er sei in die Küche gegangen, um ein Messer zu holen. Damit habe er der Frau mehrfach von hinten in den Hals gestochen und dem anfangs noch um Hilfe rufenden Opfer die Kehle durchgeschnitten.

Seine blutverschmierte Hose habe er danach ausgezogen, um das Messer darin einzuwickeln. Im Schlafzimmer habe er eine Hose aus dem Schrank genommen, um damit bekleidet und mit dem Auto des Opfers eine Stunde lang ziellos umherzufahren. Mit der ebenfalls gestohlenen Bankkarte der Frau sei er dann zurück nach Remscheid zur Commerzbank gefahren, um dort 1.000 Euro von deren Konto abzuheben. Dass man wegen der Video-Überwachung in der Bank die Spur zu ihm werde zurückverfolgen können, sei ihm da schon klar gewesen. Seine blutige Hose habe er dennoch in den Textilcontainer und das Messer nebst Bankkarte in einen Mülleimer geworfen. Dann habe er der ehemaligen Mitpatientin die geliehenen 400 Euro zurückgegeben und seinen Kindern zwei Umschläge mit Geld in den Briefkasten geworfen. Danach sei er zurück in den „Tannenhof“ gegangen und habe seine Therapie fortgesetzt.

Der Angeklagte vor Prozessbeginn.

Foto: Christoph Petersen

Als man wenige Tage später in Wuppertal die Leiche gefahndet habe, sei er zu seinem Anwalt gefahren und der habe die Polizei gerufen. Zuvor will er die Tat noch seiner entsetzten Schwester gebeichtet haben. Der Grund für seine psychische Krise: Er habe die Trennung von der Mutter seiner beiden Kinder nicht verkraftet. Wegen Suizidgedanken und Gewaltfantasien habe er sich danach mehrfach selbst in die Psychiatrie eingewiesen. Inmitten eines dieser Psychiatrie-Aufenthalte habe ihm dann auch noch sein Arbeitgeber den Vollzeitjob gekündigt - für arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen habe ihm die Kraft gefehlt.

Der Prozess wird fortgesetzt.