Vor Gericht: Mit Handy-Foto identifiziert

Wuppertal · So enden nur wenige Straftaten: Kurz nachdem er am Döppersberg überfallen wurde, erkannte ein 51-Jähriger den Täter in der Fußgängerzone wieder. Mittels eines Handyfotos wurde der Mann von der Polizei identifiziert und angeklagt.

Doch vor Gericht kam noch mehr zum Vorschein ...

Der Angeklagte soll den 51-jährigen alkoholisierten Passanten in einer Februarnacht vor der Schwebebahnstation Döppersberg bedroht, geschlagen und getreten haben. Anschließend war er ohne Beute geflüchtet. Der Überfallene wurde danach mit gebrochener Nase vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht. Das Opfer berichtete im Zeugenstand den Tathergang: "Er hatte ein Messer in der Hand und wollte Zigaretten und Geld. Als ich ihm nichts gegeben habe, hat er mich als ,Arschloch' beschimpft." Dann sei es zu dem Übergriff gekommen.

Doch nur wenige Tage nach dem Vorfall erkannte das Opfer den 39-jährigen Angreifer in der Fußgängerzone Alte Freiheit wieder. Auf Bitte des 51-Jährigen fotografierte ein Begleiter den Verdächtigen. Anhand dieses Handy-Fotos konnten Beamte der Wache Döppersberg den Mann sofort identifizieren: Er ist ein polizeibekanntes Mitglied der Drogenszene. Kurz darauf wurde er in einer Obdachlosen-Unterkunft festgenommen.

Vor Gericht schwieg der Anklagte zu den Vorwürfen. Wegen versuchten, brutalen Straßenraubs wurde er zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwältin und Verteidiger Oliver Doelfs hatten hingegen Freispruch aus Zweifeln an der Täteridentifizierung beantragt. Der Angeklagte bleibt in Untersuchungshaft, bis das Urteil rechtskräftig wird. Eine Drogentherapie ist für ihn nicht angeordnet, weil sie laut einem Psychiater zu wenig Aussicht auf Erfolg hat.

Am Rand des Prozesses kam ein 31-jähriger Zeuge des Überfalls ins Spiel, der offensichtlich versucht hatte, den Angeklagten während der Ermittlungen zu decken. Der Mann hatte sich laut dem damaligem Polizeibericht nach dem Überfall als "helfender Passant" gezeigt, der womöglich bei der Tat eingeschritten war. Der Überfallene hingegen bezeugte: "Die beiden haben zusammen in der Schwebebahn-Station gesessen und geredet. Das habe ich gesehen. Und der Polizei hat er eine falsche Beschreibung vom Täter gegeben."

Auch die erste Schilderung des 31-Jährigen über den Tatverlauf sei falsch gewesen. Er habe das alles mit angehört, als er im Rettungswagen lag: "Aber ich konnte ja nichts machen. Ich habe doch geblutet."

Der 31-Jährige gab vor Gericht an, sich an nichts erinnern zu können. Er bestätigte, den Angeklagten aus der Drogenszene und von gemeinsamen Haftaufenthalten zu kennen.