Vom Klo ins Paradies
Erfolg mit Last-Minute-Bewerbungsvideo: Lukas Bartsch (19) aus Wuppertal begleitete als Fan-Reporter für den "kicker" und Volkswagen die Stars des FC Bayern ins Trainingslager nach Doha.
IMM — sprich "Irgendwas mit Medien" — diesen eher diffusen Berufswunsch haben Jugendliche in ganz Deutschland. Lukas Bartsch ist ihnen da ein gutes Stück voraus: Der 19-Jährige arbeitet nicht nur als "BUFDI" für das Referat Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Wuppertal, sondern hat jetzt sogar schon ein kleines mediales Meisterstück hingelegt: Zehn Tage lang durfte er für das Online-Portal des "kicker" als "Fan-Reporter" das Trainingslager des FC Bayern München in Doha beobachten und darüber in einem ausführlichen Blog mit Videos und Interviews berichten.
Das Fußball-Magazin hatte den Traumjob gemeinsam mit dem Partner Volkswagen ausgeschrieben und dafür Bewerbungsvideos von Nachwuchsreportern aus der ganzen Republik gesichtet. Das von Lukas Bartsch kam buchstäblich in letzter Sekunde.
"Ich hatte erst zwei Tage vorher von der Aktion erfahren und dann schnell was produziert. Ich bin rumgehüpft und meine Freundin hat gefilmt. Hochgeladen habe ich das Video dann eine Stunde vor Schluss von der Toilette der 'Bar Celona' aus", erinnert er sich an seinen biographischen Schnellschuss, in dem er kreativ Fußball-Leidenschaft und journalistisches Knowhow dokumentierte. Offenbar sehr erfolgreich, denn bis zur Zusage dauerte es keine 24 Stunden...
Mehr als eine Woche Katar im Mannschaftshotel mit engstem Kontakt zu den Weltmeistern und sonstigen Stars in Rot eröffneten dem Bayern-Fan dann einen ganz neuen Blick auf sein Lieblingsteam: "Wir durften überall hin, nur nicht auf die Zimmer. Da merkt man dann, das sind echt ganz normale Menschen, mit denen könnte man auch befreundet sein."
Wirklich beeindruckt hat Lukas Bartsch aber auch die sportliche Seite des Trainingslagers: "Da wird klar, warum die Bayern da sind, wo sie sind. Die Spiele im Training kommen einem härter vor als die in der Meisterschaft, es herrscht der totale Ehrgeiz. Und was Pep Guardiola dabei an Metern macht und gleichzeitig in drei Sprachen Kommandos gibt, ist schon irre."
Die Einschätzung kommt aus berufenem Mund. Der Abiturient vom Carl-Fuhlrott-Gymnasium kickte immerhin selbst schon mit fünf Jahren für den TSV Ronsdorf und wechselte später zum SC Cronenberg — beides gute Adressen im Wuppertaler Nachwuchsfußball.
Nach einem "Work & Travel"-Jahr in Neuseeland war für den reise-erprobten Reporter übrigens auch die exotische Location in der Wüste kein Problem. Welchen Eindruck hat der nicht unumstrittene Fußball-WM-Gastgeber von 2022 bei ihm hinterlassen? "Wir waren ja im Winter da und da fand ich es schon echt warm. Im Sommer zu spielen, wäre bestimmt trotz klimatisierter Stadien schwierig, man muss ja auch an die Fans denken." Die sollten sich lediglich warm anziehen, wenn es um den Straßenverkehr geht: "Eine Straßenverkehrsordnung existiert da nicht. Wenn man ins Taxi einsteigt, sollte man sein Testament gemacht haben ..."
Die Stippvisite bei der zeitgleich stattfindenden Handball-WM zeigte ihm zudem, dass perfekte Arenen, die sich Katar im Dutzend leisten kann, nicht alles sind: "Die deutsche Nationalmannschaft hat da gegen Polen auch in einem Palast gespielt, aber die Zuschauer fehlten halt."
Vielleicht kann Lukas Bartsch den journalistischen Faden ja 2022 in Katar wieder aufnehmen. Die berufliche Orientierung in Richtung Moderation, TV und Medien hat sich durch den Kurzeinsatz jedenfalls verfestigt. Auf dem Weg dahin kümmert er sich jetzt wieder um den evangelischen Kirchenkreis. Zum Beispiel mit einer Serie über "Diakonie-Menschen". Keine Stars, aber trotzdem sehr lesenswert.