Reisebuch "Tante Emma und der Schneeexpress" Wuppertalerin Lia (6) reist zum „Polplaneten“

Wuppertal · Natürlich hat Lia aus Unterbarmen schon einmal Schnee gesehen. Aber noch nie richtig viel Schnee. Und mit richtig viel Schnee meint sie endlose weiße Landschaften. So machen sich die damals Sechsjährige und ihre Tante auf den Weg in die Arktis, reisen mit dem Zug vom Wuppertaler Hauptbahnhof bis Narvik, zum nördlichsten Bahnhofs Europas in Norwegen. Dabei entsteht das Reiseabenteuerbuch „Tante Emma und der Schnee-Express“.

Emma Bessi und Lia in Norwegens Schneemassen.

Foto: Emma Bessi

„Meine Tante und ich fahren zum Polplanet. Der ist ganz oben auf meiner Weltkarte. Wir fahren mit dem Zug dorthin.“ Das hat Lia (6) nahezu jedem Mitreisenden – und auch schon vor Antritt ihrer großen Fahrt – auf ihrem Weg von Wuppertal bis in die Arktis erzählt.

„Lia dachte wirklich, dass der Nordpol nichts mit unserer Erde zu tun hat, sondern ein eigenständiger Planet ist, der über uns liegt. Sie hat sich den Namen ‚Polplanet’ ausgedacht und in ihrer Vorstellung dachte sie, dass wir aus der Welt raus’ und mit dem Zug hoch auf den Polplaneten fahren müssten“, erinnert sich ihre Tante Emma Bessi, die den Ausflug in Europas Norden in einem Reiseroman festhielt.

Lia bei einem Zwischenstopp.

Foto: Emma Bessi

Doch wie kommt man darauf, mit einer Sechsjährigen in die Arktis zu fahren und die fast 6.000 Kilometer lange Strecke mit dem Zug zurückzulegen? Das erklärt die Autorin: „Als wir uns ein paar Wochen vor Lias sechstem Geburtstag das Buch ‚Briefe von Felix’ angeschaut haben, sind wir bei dem Kapitel stehen geblieben, in dem der Plüschhase Felix mitten im schneeweißen Nirgendwo stand. Daraufhin fragte sie mich, an welchem Ort so viel Schnee liegt. Ich zeigte ihr auf der Weltkarte den oberen Teil von Skandinavien. Und da wollte sie hin.“

Das war 2018. Und Tante Emma war von den Reiseplänen ihrer Nichte direkt begeistert. Durch ihr Geschichtsstudium und ihre Ausbildung zur Journalistin ist sie sehr häufig auf Reisen – ob im Nahen Osten, Zentralasien und Amerika. So machte sich Emma Bessi an die Planungen.

Während Lias Mutter dem Vorhaben gleich zustimmte, stießen Tante und Nichte schon während der Planungen und unterwegs auf Ablehnung. „Meine Schwester war sofort dafür. Sie ist sehr weltoffen und findet es gut, wenn wir reisen. Wir sind eine Reisefamilie. Aber ja, viele waren der Meinung, dass es unverantwortlich sei, mit einem Kind so weit Zug zu fahren. Lia wollte das und wir hatten alles sehr gründlich geplant. Ich finde, dass man Kindern nicht immer gleich das Selbstvertrauen nehmen sollte, und mit ihnen auch mal ungewöhnliche Dinge machen kann. So fuhren wir dann im Februar 2019 los“, berichtet Emma Bessi.

Trotz der guten Planung erleben Tante und Nichte unterwegs einige Turbulenzen: Ärger gibt es mit der dänischen Zollbehörde, Lia wird krank und im Schneesturm fast von Emma Bessi getrennt. Die schönen Momente überwiegen aber: Beim Anblick echter Elche staunen beide nicht schlecht, gemeinsam rutschen sie große Schneeberge hinunter und genießen die Eisenbahnromantik.