Initiator Kalle Waldinger zum Jubiläum des "Schüler-Rockfestivals" "Streetworker in Sachen Bands"
Wuppertal · Am 23. Januar 2016 steigt das 30. "Schüler Rockfestival" in der Uni-Halle. Gefeiert wird dann nicht nur das Jubiläum, sondern auch eine Premiere. Zum ersten Mal sitzen Remscheid, Solingen, Odenthal und Reichshof mit im Boot.
Über die Entstehung des Events, Aktuelles und die diesjährigen Highlights sprach Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä mit Initiator Kalle Waldinger.
Rundschau: Wie kam das erste Festival zustande?
Waldinger: Es ergab sich so ... Damals hatte ich an der Gesamtschule Ronsdorf das "Rockprojekt" gegründet. Schnell hatten wir mehrere Bands mit einem eigenen Repertoire in deutscher Sprache, die auftreten wollten. Wir starteten in der "Börse". Der Erfolg war riesig, schon im zweiten Jahr kamen über 1.300 Besucher, damit war die "Börse" zu klein.
Rundschau: Und dann ging's in die Uni-Halle?
Waldinger: Ja, die Sparkasse bat mich zu einem Gespräch und schlug vor, als Sponsor das Festival in der Uni-Halle zu präsentieren. Dieser Handschlag ist bis heute gültig.
Rundschau: Doch das "Rockprojekt" umfasst weit mehr als das Festival?
Waldinger: Ja, über das gesamte Jahr bieten wir Bands Probenräume an. Oft können die Jugendlichen im eigenen Heim nicht spielen. Wir helfen bei den ersten Schritten auf die Bühne, stellen Kontakte zwischen den jungen Musikern her. Eigentlich sind wir Streetworker in Sachen Bands. Schade, dass uns die Stadt für diese Arbeit nur einen jährlichen Zuschuss von 3.000 Euro gewährt.
Rundschau: Warum wird aus dem Wuppertaler nun ein Bergisches "Schüler-Rockfestival"?
Waldinger: Wir sind mit Remscheid und Solingen eng vernetzt, die Organisatoren der dortigen Festivals sitzen mit hinter den Kulissen. Reichshof und Odenthal holten wir dazu, um den Richtlinien der NRW-Förderung in Höhe von 10.000 Euro zu genügen. Außerdem wird es in diesem Jahr ein Festival in Sprockhövel geben. Der erst 18-jährige Organisator hatte die Idee, nachdem er hier aufgetreten ist.
Rundschau: Sind aus ehemaligen Schüler-Rockern Profi-Musiker geworden?
Waldinger: Viele sind der Musik treu geblieben, gar nicht alle als Profimusiker, auch im Event-Bereich, als Tontechniker oder Produzent. Man hört immer mal wieder von einigen, da die meisten nicht mehr in Wuppertal leben. Auch das "Rockprojekt" ist bis heute weit über die Grenzen der Stadt bekannt, überall werde ich darauf angesprochen. In diesem Jahr gibt es daher erstmalig eine Ehemaligen-Lounge. Vielleicht gebe ich mal einen Leitfaden für Schulen heraus, wie man ein solches Projekt aufbaut.
Rundschau: Wie lange wollen Sie dem Projekt noch die Treue halten?
Waldinger: Eigentlich wollte ich mit der Pensionierung aufhören. Momentan bauen wir einen ganz jungen Vorstand auf. Aber noch habe ich die Kontakte und unterrichte zweimal in der Woche ehrenamtlich in Ronsdorf.
Rundschau: Was bedeutet für Sie persönliche die 30. Auflage?
Waldinger: Dass wir durchgehalten haben, vielen Kids eine Menge Selbstvertrauen vermitteln konnten. Und ich glaube, dass wir viel politischen Input geben, Themen, die uns berühren mit Rockmusik transportieren. Und wir sind und bleiben international.
Rundschau: Wie macht sich die politische Ausrichtung bemerkbar?
Waldinger: Mit Texten, die auf aktuelle Ereignisse reagieren. So wird die Remscheider Band "Acoustic Arts" ein Lied über die Not von Kindern auf der Flucht singen. Dazu kommen auch syrische Kinder auf die Bühne. Überhaupt haben wir viele Flüchtlinge eingeladen, die natürlich keinen Eintritt bezahlen.
Rundschau: Was sind die diesjährigen Highlights?
Waldinger: Die Auftritte von "Itchy Poopzkid", erstmals ist mit "Mooon" wieder HipHop dabei, ein Sechsjähriger, der auf den Spuren von Elvis wandelt, oder Chima, der aus Nigeria stammende deutsche Pop-Poet. Dazu kommt eine hinreißende Show.