Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss „Was wollen wir wo bauen?“

Wuppertal · Für den Regionalplan der Düsseldorfer Bezirksregierung muss die Stadt jetzt Flächen melden, die in Zukunft fürs Wohnen bebaut werden könn(t)en. Im Stadtentwicklungsausschuss wurde darüber intensiv diskutiert.

Viel zu tun für Bauarbeiter: Die hohe Wohnungsnachfrage hat in den vergangenen Jahren zu einem Boom der Baubranche geführt. Doch im sozialen und bezahlbaren Segment passiert weiterhin zu wenig, kritisiert die Industriegewerkschaft Bauen.

Foto: IG Bau

Obwohl es um (zurzeit eher theoretische) Bebauungsoptionen für die kommenden 20 Jahre geht, liegt manchem das Thema schon jetzt schwer im Magen – beispielsweise den Linken oder auch den Naturschutzverbänden.

Als Tatsache gilt: Nach Hochrechnungen der wieder wachsenden Wuppertaler Bevölkerung braucht die Stadt mit Blick auf das Jahr 2040 schätzungsweise 15.500 zusätzliche Wohnungen. Auf den bereits vorhandenen Flächen – sowohl innerhalb der Stadt als auch im Grüngürtel – lassen sich etwa 10.000 realisieren. Fehlen noch 5.000. Darum soll Wuppertal nun Areale, die für diese 5.000 Wohnungen genutzt werden können, nach Düsseldorf melden (die Rundschau berichtete).

Einige Bereiche, über die in diesem Zusammenhang diskutiert wird, sind „nicht ohne“: Beispielsweise der Asbruch, der in unmittelbarer Nähe der Kleinen Höhe liegt, ist sehr umstrittenen. Hier kämpfen (Anwohner-)Bürgerinitiativen für den Erhalt von grünen Landwirtschaftsflächen ohne alles – sprich sowohl gegen Gewerbeansiedlungen als auch gegen eine dort geplante Forensik-Klinik. Auch weitere Wohnhäuser sind hier offenbar unerwünscht. Für Jörg Liesendahl, der im Ausschuss für die Wuppertaler Umweltverbände spricht, ist klar: „Hier fallen Schranken, die nicht fallen dürften.“

Wenig Sympathie bei der Ausschussmehrheit erntete Bernhard Sander (Linke) mit seiner Idee, per seniorengerechtem, innerstädtischem Hochhausbau den „Flächenfraß“ zu reduzieren. Sein Statement: „Die Frage, was wollen wir wo bauen, kann man auch damit beantworten, dass man nicht in die Fläche, sondern in die Höhe geht.“ Anhand der Protestgeräusche war schnell klar: Auf diesem „Höhenflug“ würde die Linke ziemlich allein bleiben.

Viel zu wenig Sozialwohnungen

Im vergangenen Jahr wurden in Wuppertal 426 Wohnungen gebaut – darunter 109 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Bautätigkeit damit fast verdoppelt. Das meldet die Industriegewerkschaft Bauen (IG BAU). Hierbei investierten Bauherren 48 Millionen Euro.

Die IG BAU Düsseldorf beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. IG BAU-Bezirksvorsitzende Doris Jetten sieht beim Neubau trotz des Anstiegs „deutlich Luft nach oben“. Entscheidend sei, was gebaut werde: „Die Wohnungen müssen zum Portemonnaie und zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, so Jetten.

Dazu sei es dringend erforderlich, die steuerliche Abschreibung im Mietwohnungsbau dauerhaft von derzeit zwei auf drei Prozent zu erhöhen. Darüber hinaus brauche der soziale Wohnungsbau in Deutschland, so die Gewerkschaft, eine Förderung von mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr durch Bund und Länder – und das kontinuierlich für die nächsten Jahre. In diesem Jahr unterstütze der Bund den Bau von Sozialmietwohnungen mit nur 1,5 Milliarden Euro – ab 2020 werden die Mittel sogar auf nur noch eine Milliarde abgesenkt. Zudem fallen laut Gewerkschaft pro Jahr rund 80.000 Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung heraus – deutlich mehr als in den letzten Jahren neu gebaut wurden.