Projekt über nachbarschaftlichen Zusammenhalt Mit anpacken, wenn es drauf ankommt
Wuppertal · Wie empfinden Wuppertaler den nachbarschaftlichen Zusammenhalt in ihrem Stadtteil? Ein Projekt der Uni Wuppertal möchte das jetzt untersuchen
Am Sonntag war es genau drei Monate her: Von jetzt auf gleich mussten am 10. März insgesamt 80 Bewohner der Beyeröhde ihre Wohnräume verlassen. Sie hatten zuvor verdächtiges Knacken vernommen und Risse in der Fassade bemerkt. Acht Häuser waren von der Evakuierung betroffen, zwei wurden recht schnell wieder freigegeben, eines von vornherein für unbewohnbar erklärt. Noch immer können die Betroffenen der Beyeröhde 43, 45 und 47 nicht wieder zurück. Sie harren in den von der Stadt als Ersatz bereitgestellten Unterkünften aus.
Unterstützung und Hilfe erhielten die Menschen schnell aus der direkten Nachbarschaft. „Sozialer Zusammenhalt kommt in Krisen zum Tragen“, erklärt Dr. Tim Lukas vom Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz der Bergischen Universität das Phänomen. Bricht eine Krise aus, wird sichtbar, welche Strukturen sich zuvor unbemerkt im Stadtteil entwickelt haben.
Ähnliche Strukturen griffen im Frühjahr vergangenen Jahres: Am 28. Mai 2018 überschwemmte ein heftiges Unwetter Wuppertals Straßen und Plätze. Keller liefen voll, durch Türschlitze sickerte das Wasser in Geschäfte im Luisenviertel. Als der Sturm vorbei war, wurden Wischer ausgetauscht, Eimer herausgeholt und es wurde gemeinsam mit angepackt, egal ob man selbst oder nur der Nachbar vom Hochwasser betroffen war.
Die Entwicklung der nachbarschaftlichen Hilfe und Unterstützung möchte das Projekt „ResOrt“ untersuchen.
Abgewickelt wird es in Wuppertal von Dr. Tim Lukas und Bo Tackenberg. Im Lauf des Juni werden 14.000 Fragebögen in rund 53 Wuppertaler Quartiere verschickt, um mit Hilfe der Fragen den „sozialen Zusammenhalt in Wohngebieten“ zu ermitteln. Auch in Münster und Ostbevern gehen Fragebögen in die Post, insgesamt werden 26.000 zufällig ausgewählte Bürger zu diesem Thema angesprochen.
500 bereits im März in Wuppertal ausgeteilte Zettel wurden von den Bürgern gut aufgenommen. „Dafür sind wir dankbar, jeder ausgefüllte Fragebogen hilft uns sehr“, betont Bo Tackenberg.
Aus den Resultaten möchten die Projektleiter Handlungsempfehlungen für soziale Träger wie die Caritas oder auch das Technische Hilfswerk entwickeln, damit im Stadtteil aktive Träger besser einschätzen können, welche Rolle der soziale Zusammenhalt der Nachbarn im Fall einer Katastrophe für ihre Arbeit spielt und wie nachbarschaftlicher Zusammenhalt in Quartieren durch im Stadtteil aktive Träger gestärkt werden kann.