Rekowski: "Opfer einer verfehlten Politik"

Präses Manfred Rekowski hat in einem Klagegottesdienst in der Citykirche in Wuppertal-Elberfeld am Samstag (25. April 2015) die EU-Staaten für die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer mitverantwortlich gemacht.

Deutliche Worte: Manfred Rekowski.

Foto: Landeskirchenamt/Schinkel

"Tausende von Menschen sterben im Mittelmeer auf der Flucht aus ihren Heimatländern und auf der Suche nach Zuflucht in Europa. Die viel zu lange andauernde weitgehende Tatenlosigkeit, eine von Gleichgültigkeit kaum zu unterscheidende politische Gelassenheit, ist ein Skandal — ein humanitärer und ein politischer", sagte Rekowski in einer Ansprache, die in den Gebetsruf "Herr, lass mein Klagen vor dich kommen; unterweise mich mit deinem Wort" (Psalm 119,169) mündete.

"Wir klagen und trauern nicht um die Opfer einer unabwendbaren Naturkatastrophe. Nein, wir klagen und trauern um die Opfer einer verfehlten Politik. Es ist zum Gotterbarmen: ,Herr, lass mein Klagen vor dich kommen …'", so der Präses weiter. Kein noch so hoher Wall halte Menschen von einer Flucht ab, vielmehr seien umso mehr Opfer zu beklagen, je höher dieser Wall werde.

Die Bibel zeige dagegen, wie Flüchtlinge zu behandeln seien. "Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken", heiße es im Alten Testament, der jüdischen Thora. Jesus Christus habe die Weisung Gottes noch verstärkt: "Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Matthäus 25)

Der Präses weiter: "Kurz gesagt: Das christliche Abendland geht unter, wenn im Mittelmeer tausende von Zuflucht suchenden Menschen ertrinken und nicht, wenn in einer Kleinstadt Flüchtlinge, Fremdlinge aufgenommen werden. Und mit jedem Bootsflüchtling, der aus Seenot gerettet wird, retten wir auch ein Stück von den Werten, die uns ausmachen."