Prozess in Wuppertal Fluchtwagen verspätet, Polizei pünktlich ...

Wuppertal · Dass man Leute gleich nach dem Kennenlernen um einen Freundschaftsdienst bei Diebestouren bittet? Das konnte sich der Amtsrichter nun wahrlich nicht vorstellen. Und dennoch soll es so gewesen sein, als zwei Kosovaren und ein bislang unbekannter Mittäter im August 2019 in eine Bäckerei in der Düsseldorfer Straße eingebrochen sein sollen.

Hier trug sich der Überfall zu.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Der Einbruch soll sich zugetragen haben, wie man so etwas vermutlich im Lehrbuch für kriminelle Machenschaften hätte lesen können: Erst ein paar Brötchen kaufen und sich bei der Gelegenheit genau umschauen. Dann die nächste Nacht abwarten und mit einem Kuhfuß die Eingangstüre aufhebeln. Den Tresor heraustragen, den man am Vortag schon in Augenschein genommen hatte. Für ein solches 60-Kilo-Teil braucht man zwei Leute, auch das lief nach Plan. Dann allerdings scheint es etwas holprig geworden zu sein mit dem Drehbuch: Die beiden Räuber standen mitten in der Nacht auf dem Fußweg, daneben lag der Tresor - und der Fahrer war noch nicht da. Dem musste man erst per Handy mitteilen, das man nun gefälligst abgeholt werden wolle. Und als man den Tresor mit 1.400 Euro Bargeld endlich im Kofferraum und das Einbruchswerkzeug im Auto verstaut hatte, war auch schon die Polizei da.

Auf der Anklagebank saßen nun ein 21-Jähriger und ein 33-Jähriger aus dem Kosovo, die sich wegen gemeinschaftlichen Diebstahls in einem besonders schweren Fall zu verantworten hatten. Ging die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift davon aus, die beiden Einbrecher vor sich zu haben, so musste man sich dort vom Verteidiger des älteren der beiden Angeklagten eines Besseren belehren lassen. Nein, sein Mandant sei nicht derjenige gewesen, der mit in die Bäckerei eingebrochen sei. Er habe vielmehr am Steuer des Fluchtautos gesessen und dann sei einer der beiden Mittäter getürmt und der andere mit ihm gemeinsam festgenommen worden. Begegnet sein soll sich das Trio in einer Spielhalle in Essen, wo man angeblich gleich darüber ins Gespräch gekommen sein soll, „ein Ding zu drehen“. Da soll der 21-Jährige gerade seit zwei Wochen in Deutschland gewesen sein und weil es mit der Schwarzarbeit nicht geklappt habe, hätte er nicht mehr gewusst, wie er Geld für den kranken Vater im Kosovo habe auftreiben können. Zuvor soll er gerade in der Schweiz aus der Haftanstalt entlassen und in den Kosovo abgeschoben worden sein.

Der mitangeklagte Fahrer des Fluchtfahrzeugs soll - in Frankreich lebend - dort einer Trennungskrise entflohen und dem Alkohol verfallen sein. Er soll auf dem Weg zu einem Cousin in Osnabrück gewesen sein, als ihn der Zufall mit den beiden Kompagnons in der Essener Spielhalle zusammengeführt habe. Über den Dritten im kriminellen Bunde ist nichts bekannt, ihm scheint nach dem gescheiterten Einbruch unerkannt die Flucht gelungen zu sein. Das Fluchtfahrzeug hatte das Trio zuvor bei einem Autoverleiher gemietet.

Am Ende fällte die Kammer ihr Urteil: Zwei Jahre Jugendstrafe für den 21-jährigen Angeklagten und 18 Monate Haft auf Bewährung für den Kompagnon, der seine Kurierdienste angeboten und im Mietwagen auf die beiden Diebe gewartet hatte.