Interview: Berthold Schneider, künftiger Opernintendant "Mit neuem Ensemble"

In der vergangenen Woche bestimmte eine 17-köpfige Findungskommission aus Kulturpolitikern, Experten und Mitarbeitern der Wuppertaler Bühnen Berthold Schneider zum zukünftigen Opernintendanten. Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä sprach mit ihm über seine Pläne für das Musiktheater.

Was reizt Sie an Wuppertal?

Gleich mehrere Sachen. Das Theater will einen Aufbruch, sehnt sich nach Veränderung. Das wird auch von der Politik gewünscht. Außerdem ist es eine wunderbare Aufgabe, ein neues Ensemble und komplett neue Strukturen aufzubauen. Ich möchte dabei auf die Stadt zugehen, herausfinden, wie Wuppertal klingt. Oper kann sich einmischen, in einen Dialog treten, mit der Stadt und den Bürgern. Das gilt auch für die Sänger. Selbst private Hauskonzerte schließe ich nicht aus.

Das funktioniert aber nur mit einem festen Ensemble?

Ja, en-suite funktioniert in Deutschland nicht. Das Beste am deutschen Stadttheater ist das Publikum mit seiner ganz großen Liebe zu seinen Künstlern. Aus diesem Ensemblegeist entsteht bei uns in Europa eine großartige Kultur. So gewaltig wie die Pyramiden in Ägypten, doch unsere Pyramiden sind etwas sehr Lebendiges.

Wie könnte dieses Ensemble aussehen?

Die Grundfächer müssen vorhanden sein, also zwei lyrische Sopranistinnen, ein Tenor, eine Mezzosopranistin, ein Bariton und ein Bass. Um diesen Kern werden wir mit weiteren Künstlern zusammen arbeiten, die dann auch in mehreren Produktionen und Rollen hier zu erleben sind.

Wie schwierig wird der Neuanfang werden?

Das kann ich noch nicht sagen. Allerdings habe ich die feste Zusage, dass während meiner Intendanz die Mittel nicht gekürzt und mögliche Tarifsteigerungen aufgefangen werden. Das ist meine Startposition, jetzt bleiben mir 15 Monate, um zu sehen, was gelingen kann. Der Etat ist klein, und die Mitarbeiter sind verunsichert. Das muss sich wieder stabilisieren.

Könnte es unter Ihrer Intendanz internationale Kooperationen geben?

Ja, daran glaube ich fest. Wir brauchen Partnerschaften, wo sich beide Seiten einbringen, aus dem In- und Ausland. So kann man weitere Sprünge machen, als man es sonst könnte. Natürlich werde ich Gespräche mit den Kollegen in Düsseldorf, Essen und Gelsenkirchen führen, schließlich haben wir hier eine hochspannende Theaterlandschaft. Wichtig ist dabei jedoch, dass Wuppertal wieder ein eigenes Profil entwickelt, seine Eigenständigkeit bewahrt.

Werden Sie mit kleinen Formaten an anderen Orten gastieren?

Ja, wir wollen uns nicht im Theater einmauern, sondern zu beiden Seiten durchlässig sein. Menschen kommen zu uns, wir aber auch zu ihnen. Manche Stücke suchen sich ihren Ort, außerdem erzählt alte Architektur viel über die Menschen, die in einer Stadt leben.

Wollen Sie mit Schauspiel und Tanztheater zusammen arbeiten?

Das Tanztheater ist etwas ganz Besonderes für Wuppertal, auch hier ist ein Umbruch spürbar, auch hier werde ich Gespräche führen, sondieren, wie groß der Spielraum ist. Mit Susanne Abbrederis habe ich bereits sehr lange gesprochen und wir haben Gemeinsamkeiten entdeckt. Hier ist der erste Schritt schon gemacht.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)