Bergische Uni „Loveparade“: Wuppertaler Prozessgutachten online
Wuppertal · 21 Menschen starben am 24. Juli 2010 bei der „Loveparade“ in Duisburg, mindestens 652 Menschen wurden im Gedränge verletzt. Wie aber kam es zu der Menschenverdichtung und wie hätte sie verhindert werden können? Diese Frage sollte Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach, Leiter des Lehr- und Forschungsgebietes Straßenverkehrsplanung und -technik an der Bergischen Universität Wuppertal, beantworten.
Er wurde 2016 von der Staatsanwaltschaft Duisburg im Rahmen des Loveparade-Prozesses als Sachverständiger beauftragt. Das dazugehörige Gutachten hat Gerlach nun aufbereitet und online zur Verfügung gestellt.
Im Dezember 2017 begann am Landgericht Duisburg die Hauptverhandlung zur juristischen Aufarbeitung des Unglücks. Prof. Gerlach nahm an den meisten der bis Mai 2020 durchgeführten 184 Verhandlungstagen teil, um den geladenen Zeugen Fragen stellen und alle Antworten für die Sachverständigentätigkeit nutzen zu können. Zur Beantwortung der Frage standen ihm zudem alle Akten und Beweismittelordner in digitaler Form und mit einem Umfang von mehreren Terabyte zur Verfügung. Allein die Hauptakte hatte einen Umfang von mehr als 60.000 Seiten. Hinzu kamen mehr als 1.000 Aktenordner mit ergänzenden Unterlagen, knapp 1.000 Stunden an Videomaterial und eine Vielzahl von Plänen und Bildern.
Das Ergebnis war ein 3.800 Seiten umfassendes Gutachten, das Gerlach – unterstützt von seinem wissenschaftlichen Team und von zwei Ingenieurbüros – erstellte und nun fachlich aufbereitet hat. Wesentliche Ziele dieser Aufbereitung sind laut Gerlach eine fachliche Zusammenfassung der Umstände, die zu dem Geschehen beigetragen haben, eine fachliche Generierung von Erkenntnissen und Lehren, die aus den Ereignissen abzuleiten sind, sowie eine Bereitstellung von Grundlagen zur Weiterentwicklung von Vorgaben, Regelungen und Hinweisen, die die Sicherheit künftiger Veranstaltungen erhöhen. „Dabei ist die fachliche Aufbereitung auch als Referenzveröffentlichung gedacht, die für Lehren und Konsequenzen, die aus den Geschehnissen zu ziehen sind, genutzt werden kann“, so der Experte.