Junior Uni Wuppertal Wer sind die jungen Nachwuchsforscher?

Wuppertal · Seit ihrer Gründung Ende 2008 wird die Junior Uni Wuppertal von Professor Kerstin Schneider und Dr. Anna M. Makles, Bildungsökonominnen am Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung (WIB) der Bergischen Universität, wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Dabei untersuchen sie insbesondere, wie sich die Studierenden der Junior Uni zusammensetzen.

Sie steuern die Junior Uni: Prof. Dr. Ernst-Andreas Ziegler, Prokuristin Dr. Annika Spathmann und Dr. Ariane Staab (von re.) von der Junior Uni-Geschäftsführung.

Foto: Junior Uni/Uwe Schinkel

Aus welchem sozialen Umfeld stammen die Teilnehmer? Besuchen Mädchen und Jungen die Kurse gleichermaßen? Aus welchen Regionen kommen die Kinder und Jugendlichen? Gemeinsam mit Professor Ernst-Andreas Ziegler und Dr. Ariane Staab von der Geschäftsführung der Junior Uni stellten die Wissenschaftlerinnen die Ergebnisse nun im Rahmen einer Pressekonferenz vor.

Die Ergebnisse der Evaluation, die die Jahre 2008 bis 2019 umfasst, zeigen, dass die Junior Uni in den letzten Jahren stark gewachsen, thematisch vielfältiger und über Wuppertal hinaus bekannter geworden ist. „Bis zum Ende des Jahres 2019 wurden 71.600 Kursplätze von fast 26.500 Kindern und Jugendlichen belegt. Damit man diese Zahl besser einordnen kann: An allen Wuppertaler Grundschulen werden aktuell ‚nur‘ etwa 14.000 Kinder beschult“, berichtet Anna Makles. Demgegenüber stehen auch noch mehr als 39.000 registrierte Anmeldungen, die nicht angenommen werden konnten: „Zahlreiche Kinder und Jugendliche stehen tatsächlich jedes Jahr auf den Wartelisten – die räumliche, finanzielle und personelle Kapazität der Junior Uni ist schlicht erschöpft“, ergänzt Junior Uni-Geschäftsführer Ernst-Andreas Ziegler.

Positive Entwicklungen zeigen sich auch hinsichtlich der Zusammensetzung der Junior Uni-Studenten. So haben sich die Teilnehmerzahlen von Jungen und Mädchen in den letzten Jahren weiter angenähert. „In 2019 waren 42 Prozent der Junior Uni-Studierenden Mädchen“, berichtet Kerstin Schneider. 60 Prozent der Studierenden besuchen zudem zwei oder mehr Kurse. Im Durchschnitt meldet sich jede*r Student*in sogar für 3,7 Kurse an.

Hervorzuheben ist, dass die Junior Uni Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten erreicht. „Im Vergleich zu den ersten Jahren ist die soziale Zusammensetzung der Student*innen heute deutlich gemischter“, so Kerstin Schneider. So würden auch immer mehr Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien besser erreicht. „Das ist ein wichtiger Schritt hin zu unserem Ziel, alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrem familiären Hintergrund zu fördern“, freut sich Junior Uni-Geschäftsführerin Ariane Staab. Trotzdem wolle man diese Zielgruppe in Zukunft noch stärker in den Fokus nehmen und ihr den Zugang zu den Angeboten erleichtern.

Dr. Anna Makles (links) und Prof. Kerstin Schneider stellen die Evaluationsergebnisse der Junior Uni vor.

Foto: Bergische Universität Wuppertal.

Erfreulich ist auch, dass der Mädchenanteil bei den Kursen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) seit Beginn von 29 Prozent auf 38 Prozent gestiegen ist. Allerdings sehen die Verantwortlichen Verbesserungsbedarf insbesondere im Bereich der technischen Kurse: Der Mädchenanteil liegt hier bei 18 Prozent und sei noch nicht zufriedenstellend. Durch das vermehrte Angebot von interdisziplinären Kursen oder den intensiveren Einsatz von engagierten Dozentinnen als Vorbilder, wolle man zukünftig noch mehr Mädchen für Technik begeistern.

„Die Junior Uni hat die von uns aufgezeigten Entwicklungspotenziale als Chance wahrgenommen und viele Maßnahmen ergriffen, um noch mehr Mädchen sowie Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten zu erreichen“, fasst Kerstin Schneider zusammen. Die Junior Uni entwickelt sich stetig weiter und auch ihr Bekanntheitsgrad über das Bergische Städtedreieck hinaus nimmt zu. „Immerhin kamen 2019 21 Prozent der Student*innen aus Gemeinden außerhalb von Wuppertal, Solingen und Remscheid“, so Ariane Staab.

Anerkennende Worte für die Entwicklung der Junior Uni findet auch Prof. Dr. Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität: „Der neue Statusbericht der von unserem ‚Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung‘ verantworteten Begleitforschung belegt eindrucksvoll, wie dynamisch und erfolgreich sich die Junior Uni beständig weiterentwickelt. Gesellschaftliche Veränderungen der letzten Jahre lassen erkennen und die erhobenen Zahlen unterstreichen es: Wenn eine solche Einrichtung zur Unterstützung der Persönlichkeitsentfaltung unserer Kinder und Jugendlichen sowie zur Anregung ihres Bildungsappetits und Forscherdrangs nicht schon existierte, müsste man sie auf der Stelle erfinden. Denn Tatsache ist: Die Nachfrage würde eine Verdoppelung der Kapazitäten ohne Weiteres rechtfertigen. Dabei ist, neben vielem anderen, gerade die hier geleistete Bildungsansprache junger Menschen aus allen sozialen Schichten in Zeiten hohen Integrationsbedarfs ein gesellschaftspolitischer Beitrag allererster Priorität. Dass die Evaluation auch Material liefert, um bei allem Erfolg im Vorwärtsdrang nicht nachzulassen, macht ebenfalls ihren Wert aus. Gut, dass die Junior Uni sich in solch professioneller Manier, unter Einbeziehung ‚kundiger Dritter‘, mit sich selbst und ihren Zukunftspotenzialen auseinandersetzt.“