John Baly verschenkt seine Gemälde Eine Madonna für St. Josef
Wuppertal · In Aleppo restaurierte er Kirchen-Fresken, in Wuppertal hilft er geflüchteten Schülern. Das Malen aber hat John Baly auch in Deutschland nicht aufgegeben. Zwei seiner Gemälde möchte er jetzt an Orte verschenken, an denen er sie ganz besonders gut aufgehoben wähnt.
Den Großteil seines Lebens verbrachte John Gilbert Baly, zweifache Familienvater, in seiner Heimat Syrien. Am liebsten wäre er auch dort geblieben, aber der Krieg hatte andere Pläne mit ihm. Im Jahr 2014 flüchtete Baly mit der Caritas und 170 weiteren christlichen Syrern von Aleppo nach Deutschland. Heute lebt er in Wuppertal und arbeitet ehrenamtlich am Berufskolleg Europaschule in Barmen. Seine zwei Kinder studieren in Bochum Medizin.
Baly bezeichnet sich selbst als „assistent teacher“, als Assistenzlehrer, der besonders den Schülern hilft, die wie er als Flüchtlinge nach Wuppertal kamen, Probleme mit der Sprache haben oder deren Eltern nicht sehr gut Deutsch sprechen. Besonders für die Schüler mit Fluchthintergrund ist er eine wichtige Bezugsperson im Schulalltag. Da er kein „richtiger“ Lehrer ist, sprechen sie freier mit ihm, erzählen auf dem Pausenhof von Problemen mit den Geschwistern und den Eltern. Von Schwierigkeiten, die nur arabische Landsleute wirklich verstehen.
John Baly hört zu, gibt Rat und ab und zu erhebt er auch mal mahnend seinen Finger. Die Schüler hören auf ihn, denn er erreicht sie auf zweierlei Weise: durch Gespräche in der Pause und durch seine Kunst.
In Aleppo arbeitete er als Restaurateur, sanierte Fresken in imposanten Kirchengewölben und führte Stuckarbeiten in Wohnhäusern und historischen Gebäuden durch. In seiner Freizeit malt er mit bunten Acrylfarben auf Leinwand, Glas oder auch mal auf Styropor. In den Klassenzimmern des Berufskollegs hängen mehrere Kunstwerke des „assistent teachers“.
In den letzten drei Monaten hat er zwei ganz besondere Gemälde angefertigt. Eine Madonna in blauem Gewand und eine Jesus-Ikone. „Während ich male, beschäftige ich mich mit meinem Glauben“, sagt er. Gemeinsam mit Religionslehrerin Anne Wiechmann kam er auf die Idee, seine beiden Werke zu verschenken. Für die Madonna hatte seine Kollegin einen ganz besonderen Einfall. „Wir möchten sie der Kapelle des St. Josef Krankenhauses spenden, denen vor einigen Monaten ihre Madonna-Skulptur gestohlen wurde. Das Bild ist doch ein schöner Ersatz.“ Noch weiß das Krankenhaus nichts von seinem Glück, Anne Wiechmann steht aber bereits in Kontakt zu Pastoralreferent Werner Kleine.
Und das zweite Gemälde? Das möchte John Baly der Pfarrgemeinde St. Antonius stiften, die Gemeinde, in der er in Wuppertal seine christliche Heimat gefunden hat. „St. Antonius, das ist mein Wunsch“, sagt er mit Nachdruck.
Das Motiv für sein nächstes Gemälde hat Baly bereits im Kopf. Aber erst stehen noch einige Kunstprojekte mit seinen Schülern an. Die sind nämlich so begeistert von den Werken ihres „assistent teachers“, dass sie lernen wollen zu malen, wie John Baly malt. „Das ist Übung und Talent“, sagt der Syrer, aber zumindest kann er ihnen zeigen, wie man mit Öl- und Acrylfarbe umgeht und wie ein Pinsel zu führen ist. „Kunstunterricht gibt es am kaufmännischen Berufskolleg nicht, aber viele unserer geflüchteten Schüler äußern den Wunsch danach“, berichtet Anne Wiechmann. Für ihre Wünsche ist John Baly zuständig.