Jahresbilanz 2023 10.247-mal Rat und Hilfe bei Verbraucherproblemen
Wuppertal · Die Verbraucherzentrale in Wuppertal hat ihre Bilanz für das Jahr 2023 vorgestellt. Im Mittelpunkt standen Fragen rund um die Energiekrise.
Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Fragen und Probleme rund um die Energiekrise prägten 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale Wuppertal. „Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“, so Michelle Schüler-Holdstein (Leiterin der Beratungsstelle) bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
10.247-mal sich Menschen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale Wuppertal gewendet. 36 Prozent der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie. Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, damit die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren konnten. Zudem waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert. Zeitnahe Reaktion und Hilfe – auch im Verbund mit kommunalen Partnern – war bei akuten finanziellen Notlagen gefragt.
„Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mituntergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe“, so Schüler-Holdstein. Beispielsweise hätten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters „1N Telecom“ für Irritation gesorgt. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucherinnen und Verbraucher ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“, erklärt die Beratungsstellenleiterin. Die Verbraucherzentrale half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten.
Insgesamt haben sich die Verbraucherschützerinnen und -schützer aus Wuppertal im vergangenen Jahr bei rund 2.400 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. So konnte die Beratungsstelle einer jungen Verbraucherin helfen, die erst ein Jahr in Deutschland war. Die Ratsuchende wurde in einem Telefonshop in ihrer Muttersprache beraten. Da die Vertragsunterlagen in deutscher Sprache waren, bemerkte sie nicht, dass ihr fünf Telefonverträge verkauft wurden. „Diese vielen Verträge, von denen keiner funktionierte, brachten die Verbraucherin in wirtschaftliche Schwierigkeiten“, heißt es. Die Verbraucherberatung nahm erfolgreich Kontakt mit dem Telekommunikationsanbieter auf: Alle Verträge wurden storniert und sämtliche Kosten erstattet.
Persönlich, online und am Telefon
Von Online-Vorträgen, Sprechstunden, Videochat-Beratungen sowie von den laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW profitierten auch die Wuppertalerinnen und Wuppertaler. Neben den unmittelbar an die Beratungsstelle herangetragenen Anliegen gab es zusätzlich 692 Anfragen am landesweiten Servicetelefon und über das zentrale Kontaktformular. Bei 119 Veranstaltungen und Aktionen waren die Beratungskräfte vor Ort präsent und im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Aktuell erreichen die Beratungsstelle viele Anfragen zu Glasfaseranschlüssen. „Der Ausbau schreitet in vielen Quartieren voran und die Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen unabhängige Beratung bei der Entscheidungsfindung. Gleichzeitig berichten viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler immer wieder von aufdringlichen Vertreterinnen und Vertretern, die sie an der Haustüre zu einem Vertragsschluss drängen wollen. Mitunter werden den Verbraucherinnen und Verbrauchern sogar glatte Lügen aufgetischt, zum Beispiel, dass das Internet ansonsten bald nicht mehr funktioniere, wenn man keinen neuen Vertrag schließe.“
Gestiegene Preise für viele Menschen nicht mehr zu stemmen
Die hohen Teuerungsraten insbesondere bei Energie und Lebensmitteln machten 2023 vor allem Menschen zu schaffen, die ohnehin über wenig Geld verfügen. Aber auch Haushalte, die bislang gut mit dem Einkommen klarkamen, gerieten in finanzielle Engpässe. Zur bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung haben die Beratungskräfte aus Wuppertal daher das Thema „Was können wir uns noch leisten? Überschuldungsfalle Inflation“ in den Blick genommen. Waren Konten bereits gepfändet und drohten die Schulden über den Kopf zu wachsen, half die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung kostenfrei, damit Betroffeneschnell zu einem Pfändungsschutzkonto zur Sicherung des Existenzminimums kamen. Auch bei Energieschulden und Stromsperren konnten Betroffene auf die Verbraucherzentrale zählen.
„Heizungsgesetz“ sorgt für Verunsicherung
Die Diskussion um das sogenannte Heizungsgesetz der Bundesregierung sorgte bei Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern für viel Verunsicherung. Denn ursprünglich war geplant, ab 2024 den Einbau von neuen Heizungen, die nur Öl oder Erdgas verfeuern, nicht mehr zu erlauben. Sollte man also noch schnell eine neue Heizung für fossile Brennstoffe anschaffen, auch wenn diese absehbar immer teurer werden und das Klima schädigen? Oder doch auf eine Wärmepumpe setzen? Die Energieberatung lieferte unabhängige und sachgerechte Informationen und konnte so auch manche Ängste nehmen.
In zahlreichen Vorträgen, Online-Seminaren, individuellen Beratungen und an Infoständen ging es um energetische Sanierung und die Vor- und Nachteile verschiedener Heizsysteme, aber auch um Photovoltaik und Steckersolar-Geräte. Energieberater Stefan Bürk: „Die Energiewende fängt bei den Menschen an. Das Heizen und die Warmwasserzeugung machen etwa 85 Prozent des Energieverbrauchs eines Privathaushalts aus. Daraus ergibt sich ein großes Sparpotenzial.“
Mehr Mehrweg
Unter dem Motto „Schon Mehrweg probiert?“ warb die Umweltberatung darum, in Wuppertal gemeinsam den Weg zu mehr Mehrweg zu gehen. Zwar sind Gastronomiebetriebe ab einer gewissen Größe und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterzahl seit 1. Januar 2023 dazu verpflichtet, neben Einwegverpackungen aus Plastik auch eine Mehrweg-Alternative bereit zu halten. Doch ein Markt-Check ergab eine oftmals mangelhafte Umsetzung. Um Tausch statt schenken ging es bei der Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Der Arbeitskreis Abfallberatung veranstaltet eine gut besuchte Tausch- und Verschenkbörse für Weihnachtsdekoration.