CVJM Elberfeld Inforeihe für Jugendliche: Wie geht wählen?
Wuppertal · Was steckt hinter den Parteiprogrammen, Kandidaten und dem Wahlsystem? Jugendliche haben oft keine Ahnung. CVJM-Sekretär Björn Malkus will das mit einer Inforeihe zur Bundestagswahl ändern.
Mit ihren Smartphones sitzen sie auf dem Sofa im CVJM-Jugendtreff „Offene Tür“ und zeigen sich coole Videos auf TikTok. Immer öfter dabei: Wahlspots der AfD. Und dann geht die Diskussion los über die vielen Migranten in Deutschland, die sich angeblich nicht integrieren wollen, die Syrer, die jetzt zurückgehen sollten, um ihr Land wieder aufzubauen und die unsicheren Grenzen Europas.
„Es macht mir Sorge, dass viele Jugendliche sich über Politik nur in sozialen Medien informieren, wo rechte Parteien besonders stark sind“, sagt der Sekretär des CVJM Elberfeld, Björn Malkus. „Ihre einfachen Lösungen für komplexe Probleme werden oft wenig hinterfragt. Selbst Jugendliche mit Migrationshintergrund übernehmen die Parolen und sind für die sogenannte ‚Remigration‘ Geflüchteter.“
Gegen Politikmüdigkeit und Desinteresse
Wie werden Jugendliche bei dem wichtigen Thema „Migration“ gezielt von rechten Parteien manipuliert? Und wie steht die AfD zu weiteren Themen wie Diversität, Klimawandel, Bildung und Familien? Wie gehen andere Parteien mit den Themen um, die Jugendliche direkt betreffen und interessieren? „Auf die Frage bekomme ich als Antwort meistens nur ein Schulterzucken“, sagt Björn Malkus.
Viel Überzeugungsarbeit ist also zu leisten. Und das möchte der 30-jährige Pädagoge nun mit einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe angehen. Unter dem Titel „Auch keine Ahnung von Politik? Lass‘ mal drüber sprechen!“ lädt er Jugendliche ab 14 Jahren und junge Erwachsene ein, sich mit den Bundestagskandidatinnen und -kandidaten, dem deutschen Wahlsystem und den Parteiprogrammen zu beschäftigen.
Slam und „Farbenlehre“
Was nach Politikunterricht und Langeweile klingt, will er spannend machen. Gemeinsam mit den Jugendlichen möchte Björn Malkus den Kandidatinnen- und Kandidaten-Slam zur Bundestagswahl in der Wuppertaler „börse“ besuchen, bei denen sich Politiker wie Helge Lindh (SPD) und Thomas Haldenwang ( CDU) kreativ und spontan mit verschiedenen Themen auseinandersetzen müssen.
Ein Wahllokal möchte er mit Stimmzetteln nachstellen und dabei auf die Entstehung des Wahlsystems eingehen. Anhand von Politikerbildern und der Frage, wer eigentlich wie mächtig ist, will er politische Strukturen deutlich machen. Über die Farben in der Politik sollen die Jugendlichen die Parteiprogramme kennenlernen. Informativ und unterhaltsam soll es werden – und durchaus auch streitbar, denn das gehöre zur Demokratie, betont Björn Malkus.
„Während Politiker und Politikerinnen in den Talkshows unerbittlich diskutieren und der Wahlkampf auf Hochtouren läuft, wird in den Familien eher wenig darüber geredet“, beobachtet Björn Malkus. „Und nicht selten sogar vermittelt, dass es gar keinen Sinn hat wählen zu gehen, weil die da oben ja ohnehin machen, was sie wollen.“
Mehr Politik in der Jugendarbeit
In der Jugendarbeit müsse generell mehr über Politik geredet werden, ist der Sozialarbeiter überzeugt – und zwar so, dass es verständlich ist und Spaß macht. Keine einfache Aufgabe, aber eine wichtige. „Ich erlebe eine große Frustration unter Jugendlichen, weil sie sich mit ihren – vielfach berechtigten – Zukunftsängsten nicht ernst genommen fühlen. Und deshalb auch die Wahlen nicht ernst nehmen.“
Björn Malkus möchte insbesondere diejenigen erreichen, die jetzt zum ersten Mal wählen. Er erinnert sich noch gut an seinen ersten Gang ins Wahllokal. Er sei ziemlich aufgeregt und stolz gewesen, hätte aber nicht wirklich gewusst, was er da macht, gibt er zu. „Jetzt möchte ich dazu beitragen, dass die Jugendlichen mit Überzeugung und gut informiert wählen gehen.“