Rundschau-Telefonaktion Glücksspielsucht: Ausstiegsprogramm im Internet
Wuppertal · Während der Rundschau-Telefonaktion haben sich sowohl Angehörige von Spielsüchtigen als auch die Betroffenen selbst gemeldet. Hier eine Zusammenfassung der Fragen und der Antworten des Expertenteams der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Ich habe im Internet viel Geld verzockt. Die Schulden häufen sich. Eine Mietmahnung kam auch schon. Was kann ich tun?
„Suchen Sie sich schnellstmöglich professionelle Hilfe. Allein aus der Sucht heraus zu finden ist extrem schwer. Unter www.check-dein-spiel.de finden Sie spezielle Beratungsangebote in Ihrer Nähe. Was das Geld betrifft: Lassen Sie Miete, Telefongebühren und dergleichen sofort nach Gehaltseingang per Dauerauftrag von Ihrem Konto abbuchen. Sie können auch das Haushaltsgeld und Ihre EC- und Kreditkarte von einer Person Ihres Vertrauens verwalten lassen oder sie kündigen.“
Unser Sohn ist wegen der Computerspiele hoch verschuldet. Er will aufhören, aber nicht in eine Beratungsstelle gehen. Gibt es im Internet Hilfe?
„Auf www.check-dein-spiel.de findet er die Online-Beratung von BZgA-Experten und das qualitätsgesicherte Ausstiegs-Programm „Check out“. Info-Broschüren kann er unter www.bzga.de/infomaterialien/suchtvorbeugung/gluecksspielsucht/ bestellen. Alle Angebote sind kostenfrei.“
Ist die Therapie gegen Spielsucht Kassenleistung?
„Ja, es besteht ein rechtlicher Anspruch auf ambulante, stationäre und Nachsorge-Leistungen. Denn Glücksspielsucht ist eine Krankheit. Die Therapie wird von den Rentenversicherungsträgern bzw. den Krankenkassen finanziert. Erwerbstätige Personen beziehen außerdem für die Zeit ihrer stationären Therapie in der Regel Übergangsgeld.“
Bisher fand ich es ganz gut, dass mein Freund mit Pokern Geld verdient. Aber in letzter Zeit verliert er immer öfter. Kann daraus eine Sucht werden?
„Leider ist die Suchtwirkung des Glücksspiels nicht so bekannt wie beispielsweise die von Heroin. Um es klar zu sagen: Die Gefahr ist groß, dass Ihr Freund in eine Sucht mit allen negativen Folgen abrutscht. Vielleicht hat er schon selbst das Gefühl, dass ihm durch das Spiel zu viel Geld verloren geht, und Sie können ihn dazu bewegen, eine Beratungsstelle aufzusuchen, die sich auf Glücksspielsucht spezialisiert hat. Das wäre der beste Weg.“
Wir finanzieren das Studium unseres Sohnes. Jetzt haben wir mitbekommen, dass er von dem Geld viel verspielt. Wie kommen wir dagegen an?
„Sorgen Sie für Klarheit. Sagen Sie ihm deutlich, dass Sie sein Studium gern finanzieren, nicht aber sein Glücksspiel. Spielt er trotzdem weiter, können Sie Ihre finanzielle Unterstützung stoppen. Drohen Sie aber nicht mit Maßnahmen, zu denen Sie nicht wirklich bereit sind. Unterstützung bei der Vorbereitung auf ein solches Gespräch erhalten Sie bei einer Fachberatungsstelle. Auf www.check-dein-spiel.de gibt es eine Rubrik zur Hilfe von Angehörigen, in der Sie neben weiteren Informationen auch Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Kliniken in Ihrer Nähe schnell und einfach angezeigt bekommen.“
Mein Bruder zockt und verliert viel Geld. Wenn ich das anspreche, blockiert er völlig. Was kann ich tun?
„Versuchen Sie, mit ihm im Gespräch zu bleiben, trotz aller Schwierigkeiten. Wenn Ihr Bruder schon selbst merkt, dass er das Spiel nicht mehr im Griff hat und wenn er etwas ändern möchte, können Sie ihm anbieten, ihn zu einer Beratungsstelle zu begleiten. Wenn er aber weiterspielen will, dann borgen Sie ihm kein Geld, auch nicht für Benzin, auch nicht für Lebensmittel, auch nicht für die Miete. Nur so bekommt er die Auswirkungen seiner Spielsucht zu spüren und damit Motivation, etwas zu ändern.“