Franz Orgler ist tot
Der jüdische Leichtathlet Franz Orgler aus Barmen, über dessen sportliche Erfolge und sein ungewöhnliches Leben die Rundschau im Sommer 2014 ausführlich berichtete, ist jetzt 100-jährig im schwedischen Bastad gestorben.
Franz Orgler wurde im August 1914 geboren. Die Sportwissenschaft hat Franz Orgler, ein Sohn des jüdischen Rechtsanwalts Kurt Orgler aus der Unteren Lichtenplatzer Straße, erst im vergangenen Jahr als herausragende Persönlichkeit in der Geschichte der Leichtathletik gewürdigt. Seine Spezialstrecke waren die 800 Meter, aber auch die kürzeren Distanzen lief er in beachtlichen Zeiten. Deshalb wurde er 1934 auch in die Olympia-Mannschaft berufen. Doch seiner jüdischen Herkunft wegen konnte er im heimischen Verein Schwarz-Weiß-Barmen bald nicht mehr trainieren. Um auf dem sportlichen Niveau zu bleiben, wechselte Orgler zu einem der neu gegründeten jüdischen Vereine.
1937 emigrierte Orgler wegen des sich verschärfenden Drucks der Nationalsozialisten nach Schweden, und auch seinen drei Geschwistern gelang es, ins Ausland zu entkommen. Seine Eltern aber, Kurt Orgler — langjähriger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Barmen — und dessen Frau Adele, geborene Blumenthal, wurden im Sommer 1942 zunächst nach Theresienstadt deportiert und von dort im Oktober 1944 nach Auschwitz, wo sie vermutlich sofort nach ihrer Ankunft ermordet worden sind.