Unterrichtsausfall in NRW Dilek Engin (SPD): „Zahlen ein absolutes Desaster“
Wuppertal · Nachdem die NRW-Landesregierung ihre Statistik zum Unterrichtsausfall veröffentlicht hat, übt die Wuppertaler SPD-Landtagsabgeordnete Dilek Engin scharfe Kritik. Die Höhe der nicht gegebenen Stunden sei „nicht weiter hinnehmbar“.
„Die vorgelegten Zahlen sind ein absolutes Desaster. Was Eltern schulpflichtiger Kinder erfahren, wird durch diese neue Statistik nun schwarz auf weiß belegt: Der Unterrichtsausfall in NRW ist verheerend hoch. Wir erleben es Tag für Tag auch an Wuppertaler Schulen. Nur 78 Prozent der Unterrichtsstunden finden wie vorgesehen nach Plan statt“, so Engin.
Damit sei Schulministerin Dorothee Feller (CDU) „an ihrem eigenen Ziel gescheitert, den Unterrichtsausfall so gering wie möglich zu halten. Anspruch und Wirklichkeit klaffen in NRW weit auseinander. Schulministerin Feller scheitert zusehends an ihren eigenen Ansprüchen, dem Unterrichtsausfall effektiv entgegenzuwirken.“
Engin, die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion ist: „Zwar gibt die Statistik Auskunft über den Ausfall nicht gegebener Unterrichtsstunden. Sie verschleiert jedoch, wie hoch der strukturelle Unterrichtsausfall an den Schulen tatsächlich ist. So musste im vergangenen Jahr beispielsweise eine Schule in Gelsenkirchen 200 von 1.600 Stunden aus ihrer Stundentafel restlos streichen, weil sie nicht mehr über das entsprechende Lehrpersonal verfügt. Das sind mehr als zwölf Prozent des vorgegebenen Unterrichts.“ Auf dem Papier fielen „so zwar weniger Stunden in der Woche für Schülerinnen und Schüler aus, durch die stark verkürzte Stundentafel wird der tatsächliche Lernausfall jedoch nicht weniger. Der Landesregierung gerät das Problem damit zunehmend aus der Hand.“
Die Unterrichtsausfallstatistik drohe damit auch ihren Zweck zu verfehlen: „Eine geschönte Statistik durch zuvor ausgedünnte Stundentafeln kann nicht zur Bekämpfung des tatsächlichen Unterrichtsausfalls verwendet werden. Unter dem Unterrichtsausfall leiden insbesondere Schülerinnen und Schüler an Schulen in sozialen Brennpunkten – dort ist der Lehrkräftemangel besonders eklatant. Auf diese Weise werden soziale Ungerechtigkeiten weiter verschärft.“
Nach Meinung von Engin sei es „daher höchste Zeit für eine ehrliche Bestandsaufnahme und auch eine offene Debatte über die Einführung eines gebundenen Ganztags mit verlässlichen Schulkonzepten und verbindlichen multiprofessionellen Personalstandards. Die Landesregierung muss die ohnehin anstehende Neuregelung des Ganztags jetzt als bildungspolitische Chance nutzen und darf sich nicht weiter aus der Affäre ziehen.“