Stärkungspakt NRW kam bei Wuppertalern an „Ich habe gestaunt, wie viele sich Brillen nicht mehr leisten können“

Wuppertal · In der Pressekonferenz am Donnerstag (14. Dezember 2023) gab Sozialdezernent Stefan Kühn einen Ausblick auf das vergangene Jahr: „Der Rückblick eines Sozialdezernenten ist natürlich auch geprägt durch die Sorgen, die viele Menschen in diesem Jahr hatten.“

Wuppertaler bekamen Fördergelder aus dem Stärkungspakt Nordrhein-Westfalen

Foto: NGG/Alireza Khalili

„Auch durch die großen Herausforderungen, die viele Menschen in diesem Jahr zu stemmen hatten“, erinnerte Kühn an das Thema der Energiepreissteigerungen, insgesamt der Inflation. „Diese Preisentwicklungen haben bei den meisten Menschen nicht mitgehalten mit der Lohnentwicklung. Zum Glück, da will ich mal ausdrücklich die Bundes- und Landesebene loben, hat es viele Förderprogramme für ganz unterschiedliche Zielgruppen gegeben in dieser Phase. Ich glaube, das war auch wichtig, um den sozialen Frieden zu sichern“, begann Kühn seine Ausführungen.

Eins dieser Förderprogramme für die Menschen war der so genannte Stärkungspakt Nordrhein-Westfalen. Das war die Chance, dass insgesamt 4,4 Millionen Euro in Wuppertal unbürokratisch den Menschen in dieser schwierigen Situation zugutekommen sollen. Diese Chance habe die Stadt Wuppertal im Interesse der Menschen ergriffen, betonte der Sozialdezernent. „Wir haben zusammen mit Wohlfahrtsverbänden ganz viele unterschiedliche Förderleistungen gemacht und konnten ganz vielen Menschen in schwierigen Situationen ganz konkrete Hilfestellungen zukommen lassen.“

Sozialamtsleiter Michael Lehnen und sein Team managten die Verteilung der Fördergelder federführend. „Wir haben so viel helfen können. Da haben Menschen Tränen in den Augen gehabt“, fasste es Lehnen zusammen. Seine Kollegen vom Bezirkssozialdienst verteilten Nahverkehrstickets. „Die haben mir dann gesagt, dass die Kinder Tränen in den Augen gehabt haben, weil sie uns ein Deutschlandticket bekommen haben.“

Lehnen betonte die einfachen Prozesse: „So unbürokratisch habe ich noch nie einen Prozess erlebt hier bei der Stadtverwaltung. Ein ganz einfacher Antrag ist das gewesen“. Egal ob soziale Träger oder Einzelpersonen, sie haben das Geld bei Bewilligung einfach überwiesen bekommen. Sei es für Küchenherde oder sehr viele Hörgeräte oder Sehhilfen. „Ich persönlich habe gestaunt, wie viele sich Brillen nicht mehr leisten können“, so Lehnen. „Wir haben unzählige Brillen bezahlt, weil die nur anteilig finanziert werden von den Krankenkassen und wir haben den Rest übernommen.“ Da sei das Geld „in aller Regel“ an die Geschäfte gegangen.

Ein positiver Nebeneffekt sei für Michael Lehnen gewesen, dass der größte Teil des Fördergeldes in Wuppertal geblieben sei. „Wir haben ganz viel Geld für Lebensmittelgutscheine aufgewendet. Das war im sechsstelligen Bereich gewesen. Das waren Gutscheine, die in den örtlichen Einzelhandel geflossen ist. Das finde ich auch gut, dass das Geld vom Land gekommen ist und in der Kommune hauptsächlich geblieben ist.“

Die Kriterien für die Verteilung der Gelder waren die Anteile der Bürgergeldempfänger in den Städten, die Anzahl der Geflüchteten und die Anzahl der Menschen, die in der Grundsicherung sind, „und das ist in Wuppertal schon eine stattliche Zahl“, sagt Lehnen. „Von daher haben wir von den 150 Millionen Euro diese 4,4 Millionen Euro bekommen. Wir haben ungefähr eine hälftige Aufteilung, soziale Träger 2,8 Millionen bekommen und die restlichen Mittel gingen in die Einzelfallhilfen.“

Sozialdezernent Stefan Kühn war es wichtig, zu erwähnen, dass die Tafeln in Wuppertal ebenfalls von dem Stärkungspaket gestützt wurden. „Uns war wichtig, die Strukturen des sozialen Wuppertals zu stärken. Das haben wir insbesondere über die Tafeln gemacht. Wir haben in unserer Stadt fünf spezielle Kindertafeln und die Wuppertaler Tafel. Alle weisen darauf hin, dass in den letzten Monaten die Lebensmittelspenden weniger geworden sind, währen gleichzeitig der Bedarf größer geworden ist. Einen Teil des Geldes haben wir auch dafür eingesetzt, die Arbeit der Tafeln zu unterstützen, Zukäufe auch im Bereich der Grundnahrungsmittel vornehmen zu können, weil wichtig ist, dass wir jenseits der Einzelfallhilfen Strukturen der Hilfe absichern. Auch das ist ein großer Erfolg, der Dank des Stärkungspaktes möglich war“, erläuterte Kühn in der Pressekonferenz.

Abschließend brachte Sozialamtsleiter Michael Lehen noch an, dass seine Mitarbeiter 5.000 Herbstpäckchen gepackt haben. Darin waren unter anderem Gutscheine und WSW-Tickets. Über Sozialarbeiter der Freien Träger wurden sie an Menschen, „die es gebraucht haben“, verteilt.