Kultur Ein Werk mit Lokalkolorit
Wuppertal · Hank Zerbolesch, Autor, Hörspielproduzent und "Utopist", stellt seinen Roman "Verhaltet euch unauffällig" im Literaturhaus vor.
Im Jahr 2004 verschlug es Hank Zerbolesch von Düsseldorf nach Wuppertal — ein regelrechter Kulturschock, wie er heute rückblickend zugibt. "Zuerst bin ich kaum aus dem Haus gegangen, nach einem Jahr habe ich dann Leute kennengelernt und mich langsam mit der Stadt versöhnt, dem Regen und dem vielen Grau. Die Menschen hier machen die Stadt wesentlich erträglicher ", so der heute bekennende Wuppertaler, der seine Heimat bei den Wortpiraten und den Utopisten gefunden hat.
Über die Poetry-Slammer kam er zur Literatur. "Ich las Hemingway und fand vieles von mir im Werk von Charles Bukowski, aber auch Richie Hawtin und Mark Rothko sorgten für Inspiration. 2011 stand ich zum ersten Mal auf der Poetry-Slam Bühne." Aber nur fünf Minuten Text ohne Musik und Requisiten, das genügte ihm nicht: "Ich suchte nach neuen Formaten, es entstanden Soundclips aus Text und Musik. Ich hatte quasi Blut geleckt, meine Texte wurden immer länger", erklärt der Autor seine Entwicklung, die folgerichtig zwei Jahre später im Kurzgeschichtenband "Rausch-Hour" mündete. Stillstand gab es für den vielseitigen Künstler nicht, zusammen mit dem Musiker PolyDill und der Show "Vom Scheitern" tourte er bundesweit, anschließend produzierte Hank Zerbolesch mit "Die Zeitmaschine" sein erstes Live-Hörspiel.
"Der nächste logische Schritt war es, einen Roman zu schreiben. Die erste Fassung habe ich einfach runter geschrieben, wie sind die Figuren, wo setzt man an, wie produziert man Spannung. Fragen, die ich während des Entstehungsprozesses beantwortete." Doch dann wanderte das Manuskript ein halbes Jahr in die Schublade, bevor er es erneut in Angriff nahm. Im Berliner Verlag Periplaneta fand man Interesse für die Geschichte. "Jetzt ist mein Debütroman 'Verhaltet euch unauffällig' dort erschienen", ist Zerbolesch zufrieden und ein wenig stolz.
Sein Roman spielt in Wuppertal, handelt von einem jungen Mann, der Schulden hat, Frau und Job verloren hat, von Düsseldorf nach Wuppertal zieht, hier versucht, wieder Fuß zu fassen, mit Anzug und Krawatte funktioniert bis fast zur Selbstaufgabe. Auch wenn das autobiografisch klingt, ist das nicht der Ansatz von Hank Zerbolesch. "Natürlich hat der Roman Lokalkolorit, kommen Figuren vor, die ich so oder ähnlich hier getroffen habe. Aber meine Idee war es, einen Menschen zu zeigen, der versucht, wieder hoch zu kommen, auch wenn man ihm immer wieder Stöcke zwischen die Beine wirft. Scheitert er und bleibt endgültig liegen, oder kommt er durch. Außerdem geht es um die Frage, wie viel Minimalismus die Literatur verträgt", gibt Zerbolesch, der auch als Veranstalter tätig ist, Einblick in sein Werk.