Aus dem Tagebuch der Redaktion April, April
Ja, ich gebe es zu: Der Vorwurf der Lügenpresse, er stimmt. Jedenfalls trifft er auf die meisten Zeitungen zu, die am 1. April erschienen sind. Was bei der Rundschau ja nicht in jedem Jahr der Fall ist.
Aber am vergangenen Mittwoch waren wir mal wieder dabei, und wir haben gelogen.
Auch noch auf der Titelseite: Eine ehrenamtliche Trassenpolizei soll den kunterbunten Mischverkehr in geordnete Bahnen lenken. Bewerbungen bitte an die Rundschau-Redaktion …
Die kamen: Teilweise so spontan, als hätten die Bewerber schon lange auf eine solche Einrichtung gewartet. Mit Lebenslauf und Angabe weiterer Fähigkeiten, die einen für dieses Amt besonders prädestinierten: Schöffen- oder Schiedmannstätigkeiten, Schülerlotsen-Erfahrung, Kampfhundeausbildung oder Teilnahme an Radmarathonrennen ...
Einige Anfragen waren allerdings formuliert, als ob die Kandidaten dem Wahrheitsgehalt der Story misstrauten: "Mein Name ist Jerry Jail, ich bin amerikanischer Abstammung und vertraut mit der Käfighaltung von Primaten." Jerry bot, an "unbelehrbare Delinquenten" für unterschiedliche Strafzeiten in noch zu erstellende Trassengefängnisse einzuwuchten. Eine Hobbyreiterin diente sich samt ihrem "schussfesten" Pferd quasi als weiblicher Trassen-Marshall an: "Wenn Polizeipferde gewalttätigen Hooligans Respekt abnötigen, sollte es kein Problem sein, mit renitenten Trassenbenutzern fertig zu werden!"
Auf einem angehängten Kutschen-Gestell könne man zudem falsch parkende oder von uneinsichtigen Fahrern konfiszierte Fahrräder, Bobbycars, Kinderwagen oder Rollatoren oder Ähnliches abschleppen. Fehlte nur noch der ehemalige Fremdenlegionär mit Heckenschützenausbildung.
Aber dann gab es auch noch die Gruppe derjenigen, die dahinter durchaus einen Aprilscherz vermuteten, falls es aber doch keiner sei — stünden Sie gerne zur Verfügung! Eine solche Einrichtung wäre ja durchaus sinnvoll.
Um das zu überprüfen, haben wir den traditionellen familiären Ostermarsch am Sonntag auf dem Trassenteilstück Heubruch — Oberbarmen absolviert. Mit Skateboard, Kinderwagen und Hunderten anderer Trassenpassanten. Gut gelaunten Fußgängern, vorsichtigen Radfahrern und rücksichtsvollen Hundebesitzern. Völlig problemlos. Nur das silberne Zwölfer-Kinderrad mit Blaulicht und dem Aufdruck "Polizei" ließ mich stutzen. Da war doch eine Zuschrift mit der Nachfrage, ob es ein Mindestalter für die Trassenpolizei gäbe ...