Kommentar zur Einzelhändler-Angst vor dem FOC Gut planen, Chance nutzen

Nichts ist besser nachvollziehbar als die Magenschmerzen, die Elberfelds Einzelhändler angesichts der Pläne für ein 30.000-Quadratmeter-Factory-Outlet-Center am Döppersberg haben.

Foto: Bettina Osswald

Die Lage des Handels hat sich mit der B7-Sperrung nicht eben verbessert: Während zuvor seitens der Stadtspitze mutig prognostiziert wurde, man rechne nicht mit Umsatzeinbußen, steht jetzt die von ECE-Regionaldirektor Klaus Grages genannte Zahl von 100 Millionen Euro im Raum, die dem Elberfelder Handel durch die Sperrung pro Jahr verloren gehen (werden). Die Fahr- und Laufwege von Kunden haben sich bereits spürbar verändert, Teile der City — beispielsweise jenseits des Neumarkts — stehen stark unter Druck.

Zusammen mit Primark und dem weiteren Einzelhandel im neuen Bahnhof sowie auf der zukünftigen Fußgängerbrücke über die B7 steht das Gespenst einer Verlagerung des Elberfelder Handelsherzens vor der Tür. Was ein Groß-FOC, das das Bundesbahndirektionsgebäude plus die Post am Kleeblatt umfasst, dazu beiträgt, Kunden aus der klassischen Elberfelder City abzusaugen, muss gut abgewogen werden.

Unbestritten ist: Mit einem FOC würde Wuppertals überregionale Attraktivität für Besucher deutlich steigen. Und wenn auch nur ein bestimmter Prozentsatz davon den Weg in die City findet, bringt das zusätzliches Potenzial. Menschen aus einem naturgemäß und absichtlich in sich geschlossenen FOC-Komplex heraus und in die "echte" Stadt zu locken funktioniert aber nur, wenn bei Werbung, Wegebeschilderung und Wegeführung alle Handelnden miteinander in einem Boot sitzen. Diesen Prozess muss die Stadt kommunikativ steuern. Denn ihr muss daran gelegen sein, beide Facetten in Einklang zu bringen. Es darf nicht passieren, dass der "FOC-Satellit" auf der einen Seite und der Einzelhandel in der Stadt auf der anderen Seite jeweils sich selbst und den angeblich unbeeinflussbaren Gesetzen des Marktes überlassen werden.

Ein Wuppertaler FOC hätte eine starke Magnetwirkung. Auch auf die Wuppertaler. Klar ist aber auch, dass die Möglichkeiten eines FOC nicht unbegrenzt sind: Wer zielgerichtet bestimmte (Marken-)Ware mit bestimmten ästhetischen und qualitativen Ansprüchen sucht, wird in FOCs nur zufällig fündig. Oft auch gar nicht. Das ist der Punkt, wo der Facheinzelhandel seinen Hebel ansetzen kann. Ein FOC und ein facettenreich sortierter und selbstbewusst aufgestellter Facheinzelhandel können sich sehr gut ergänzen. Wenn dieses Duo funktioniert, wird der Kaufkraftabfluss in andere Städte gebremst — und zusätzliche Kundschaft von draußen gewonnen.

Damit das klappt, muss gut und genau geplant werden. Auf der Grundlage echter Zahlen, harter Fakten und idealerweise mit dem Votum unabhängiger Experten im Rücken. Dem Investor ein "Hurra, hereinspaziert!" entgegenzurufen und ihm alles zu ermöglichen, was er will, wäre einäugig. Der Wuppertaler Stadtplanungsverwaltung wird genau dieser Vorwurf immer wieder gemacht. Nicht zu unrecht. Jetzt kann sie Weitblick beweisen.

Denn mit einer von vielen Warnungen bei der FOC-kritischen Pressekonferenz der "IG 1" liegt Rolf Prangels aus der Galeria-Kaufhof-Chefetage genau richtig: "Wenn man hier etwas falsch macht und genehmigt, hat man langfristig ein Problem."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)