86 Jahre Barmer Theologische Erklärung Die Wuppertaler Villa Halstenbach als Ort der Freiheit

Wuppertal · Mit der Barmer Theologischen Erklärung verbindet man in Wuppertal zuerst die Gemarker Kirche. Hier tagte 1934 die Barmer Bekenntnissynode, hier wurde die Erklärung am 31. Mai 1934 verabschiedet. Doch auch andere Orte in der Stadt haben historische Bedeutung für die Geschichte der Bekennenden Kirche. Einem solchen Ort soll zum 86. Jahrestag der Barmer Erklärung gedacht werden: der Villa Halstenbach (Am Diek 47).

Ein architektonisches Kleinod mit viel Geschichte.

Foto: Barbara Herfurth

Der Hausherr, Band-Fabrikant Carl Wilhelm „Willy“ Halstenbach (1886-1953), war engagierter Presbyter der evangelisch-reformierten Gemeinde Gemarke und interessiert an theologischen und kirchlichen Themen. Seine Tür stand den Gegnern der deutschchristlichen Reichskirche stets offen. Das Ehepaar Halstenbach, das hier mit seinen sechs Kindern wohnte, bot Raum und Unterstützung für Treffen des Moderamen des Reformierten Bundes und des Bruderrates der rheinischen Bekenntnissynode. Prominente Vertreter der Bekennenden Kirche wie Martin Niemöller, Karl Barth, Charlotte von Kirschbaum oder Eduard Thurneysen waren zu Gast.

1935 wurden in seinem Haus Gespräche über die Zukunft Karl Barths in Deutschland geführt. Man wollte ihn gern dauerhaft in Wuppertal für die geplante theologische Hochschule verpflichten. Barth entschied sich jedoch, zurück in die Schweiz zu gehen. Im Oktober 1935 wird er bei einem Besuch in Gemarke festgenommen. Den geplanten Vortrag darf er schon nicht mehr selbst halten – Karl Immer verlas an seiner Stelle das Manuskript, während Barth im Publikum saß. Für die Rückreise in die Schweiz übernahm Halstenbach die Zusatzkosten für ein Ticket in der komfortableren zweiten Zugklasse. Barth blieb brieflich mit ihm in Kontakt und lud ihn zusammen mit Karl Immer nach Basel ein, um sich persönlich auszutauschen. Der Familie Immer war Halstenbach eng verbunden. Im August 1937 besucht er Karl Immer während dessen Haftzeit im Berliner Gestapogefängnis am Alexanderplatz.

Die Villa Halstenbach.

Foto: Barbara Herfurth

Auch bei der Gründung einer theologischen Hochschule der Bekennenden Kirche in Wuppertal engagierte sich Halstenbach. Im März 1935 berief ihn die Zweite Freie Reformierte Synode in den siebenköpfigen Ausschuss zur Einrichtung einer solchen Schule (u.a. zusammen mit Karl Immer). Später war er im Kuratorium und im Freundeskreis der Hochschule aktiv. Im Mai 1945 fiel in seinem Haus die Entscheidung zur Wiederaufnahme des Lehrbetriebs. Das Engagement von Willy und Marie Halstenbach zeigt exemplarisch, dass der Weg der Bekennenden Kirche von engagierten Gemeindemitgliedern aktiv mitgestaltet wurde.