Leserbrief „Merkwürdig intransparent, auch in dieser Ausstellung“

Wuppertal · Betr.: „Das gesamte Museums-Alphabet“, Rundschau vom 18. Januar 2025

Der Eingang des Von der Heydt-Museums.

Foto: VDHM

Ehrlichkeit und Offenheit in der Museumsarbeit zahle sich letztlich aus, schreibt Stefan Seitz. Das ist richtig. Und so ist die durch das Von der Heydt-Museum aktiv betriebene Provenienzforschung eine gute Sache. Transparenz einerseits also. Andererseits bleibt das Museum, was seine eigene Geschichte von 1933 bis 1945 angeht, merkwürdig intransparent, auch in dieser Ausstellung.

Zwar wird unter „N“ wie „Nationalsozialismus“ im Ausstellungstext kritisch erwähnt, dass deutsche Museen ihre Bestände durch Ankäufe aus dem besetzten Ausland erweitern konnten. Nicht erwähnt wird aber, dass der Direktor des Wuppertaler Kunstmuseums (heute Von der Heydt-Museum), Victor Dirksen, ein NSDAP-Mitglied, aktiv daran beteiligt war.

Im von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich beschaffte sich auch das Wuppertaler Museum durch „Ankäufe“ Kunstwerke. Und noch 1946 ließ Dirksen, später als Mitläufer „entnazifiziert“, im Städtischen Verwaltungsbericht ohne Reue formulieren: „Sehr wertvolle Ankäufe wurden 1940-1942 in Paris getätigt. Diese Bilder sind leider z. Zt. von der englischen Kunstschutzabteilung auf Schloß Dyck sichergestellt.“ Die Kunstwerke mussten dann folgerichtig, da Raubkunst, mit einer Ausnahme zurückgegeben werden.

Es reicht nicht, wenn sich das Von der Heydt-Museum immer wieder - wie auch in dieser Ausstellung unter „C“ wie „Chronologie“ – nur als Opfer sieht, weil es im Zug der NS-Aktion „Entartete Kunst“ über 500 Werke verloren hat. Denn seine Museumsarbeit war – wie in allen Museen jener Zeit – Teil der nationalsozialistischen Kulturpolitik, wenn auch vielleicht nicht – wie in anderen Museen im Bergischen Land – an vorderster Front. Das wäre aber noch zu erforschen.

Es stände dem Von der Heydt-Museum gut an, spätestens zum 100-jährigen Jubiläum 2027, auch auf die teilweise dunklen Flecken in seiner Geschichte einzugehen. Ehrlichkeit und Offenheit eben. Sie zahlt sich letztlich aus!

Ansonsten aber: eine inhaltlich und didaktisch gut gemachte Ausstellung. Fazit: sehenswert!

Urs Diederichs

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