Corona Hält uns noch lange auf Trab

Betr.: Corona, Rundschau-Kommentar vom 27. März

Wir sind beim Luftangriff auf Barmen vor den Bomben und Flammen um unser Leben gerannt. Haben uns im Harz bei Artelleriebeschuss in ungesicherten Kellern versteckt. Haben uns bei Tieffliegerangriffen in manche Ecke geschmissen. Sind 1945 monatelang nicht in die Schule gegangen. Sind vor den heranrückenden russischen Truppen geflüchtet. Haben gehungert, haben gedarbt. Urlaub war jahrelang ein Fremdwort. Haben den schlecht belüfteten Bunker an der Münzstraße drei Jahre als Behausung genutzt. Die 20 Jahre alte Hose durfte nur sonntags getragen werden. Die viel zu engen Schuhe wurden gehegt und mit Fischtran gepflegt.

Wir waren am Ende. Geholfen? Geholfen hat uns niemand. Vor TBC, Kinderlähmung, HIV und Grippeverläufen wurden wir zumindest gewarnt und haben uns erfolgreich geschützt.

Diese derzeitige Pandemie stellt aber alles auf den Kopf. Diese Pandemie zwingt die BRD, nein, die ganze Welt, in die Knie.

Die Bundesregierung, die Landesregierungen, die Bürgermeister, die Landräte, die Regierungsparteien, die Opposition, und wer weiß noch, ringen um Auswege.

Milliarden von Euro wurden bereitgestellt und ausgegeben. Geschäftsschließungen, Schulschließungen, Maskentragen – alles hilft nicht, wenn nur eine Minderheit sich an keine Vorsichtsmaßnahme hält. 

Einige religiöse Fanatiker denken, Gott hilft ihnen, sind dann aber erstaunt, dass sie doch krank werden, und viele Mitmenschen anstecken. Andere wieder können keine Feier absagen. Und jetzt müssen auch noch Tausende in die Sonne reisen und werden nicht verstehen, wenn sie sich auf der Rückreise testen lassen müssen – und vielleicht bei Erkrankung unfreiwillig ihren Urlaub verlängern müssen. 

Da kann die Regierung strenge Maßnahmen ergreifen, die werden zerredet. Die Virologen können warnen. Für einige ist das kalter Kaffee. Einige schreien: Impfen, impfen. Nur womit?

Diese Pandemie hält uns, wenn wir nicht vernünftig reagieren, noch lange auf Trab!

Lothar Schmiegel