Engelsgarten Zwischen Hoffnung und Frustration
Wuppertal · Mit dem Stück "ungefähr gleich" thematisiert der schwedische Erfolgsautor Jonas Hassen Khemiri verschiedene Facetten von Armut. Regisseur Elias Perrig verpackt den Ansatz eines Sozialdramas in einen unterhaltsamen Theaterabend.
Karriere, Reichtum, Glück — angestrebte Ziele vieler junger Menschen, die sich nach dem endgültigen Abschied vom Wirtschaftswunder nicht mehr leicht verwirklichen lassen. Feste Jobs, die ein gutes Einkommen bis zur Rente und ein sorgenfreies Alter sichern, sind selten. Bildung, herausragende Qualifikationen und überdurchschnittlicher Einsatz führen nicht unweigerlich zum Ziel. Das ist der Ansatz von Khemiri in seinem Theaterstück "ungefähr gleich", das jetzt am Engelsgarten zu sehen ist.
Elias Perrig setzt den Theaterabend mit sechs Schauspielern in Szene, die alle in mehreren Rollen agieren. Das gelingt dem Ensemble mühelos, obwohl die Figuren klischeehaft angelegt sind, was den Schauspielern wenig Spielraum gibt, Charaktere auf die Bühne zu bringen.
Roter Faden ist der Obdachlose Peter, der mit seiner Sammelbüchse durch die Zuschauerreihen läuft. Er kennt die Gesetze des Marktes, hat Strategien entwickelt, die ihm das Überleben sichern. Stefan Walz verleiht der Figur Kontur mit schlitzohrigem Charme, ohne die Situation eines Bettlers zu beschönigen.
Andrej hat seine Abschlüsse mit Auszeichnung bestanden, träumt von einem tollen Job, setzt auf Arbeitsamt und Bewerbungen — zuletzt ist er froh, am Kiosk eine Job zu finden. Lukas Mundas bleibt in dieser Rolle etwas farblos. Julia Reznik erweist erneut ihre erstaunliche Wandlungsfähigkeit, spielt mit Ivan den kleinen Bruder von Andrej ebenso glaubwürdig wie die Karriereberaterin oder die arbeitslose Freja, die sich bitter rächt. Haupthandlungsstrang des Abends ist die Geschichte von Mani und Martina. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni, hofft auf den festen Job, sie träumt vom Bio-Bauernhof, jobbt im Getränkemarkt, greift dort immer öfter in die Kasse. Philippine Pachl und Alexander Peiler verleihen diesen Figuren Tiefgang, sorgen so für ruhige, berührende Momente.
Lena Vogt als "Martina 2" ist das böse innere Stimmchen — ein gelungener Gegenpol zu Pachl.
Im eher tristen Bühnenbild forciert Perrig die Handlung, nimmt Bezug zur Gegenwart, wie etwa der Trump-Wahl, lässt Peiler das Publikum auffordern, die Welt zu verändern. Eine Gratwanderung zum platten Betroffenheitstheater, was dem in Teilen ansprechenden Abend einen faden Beigeschmack verleiht.