Publikumserinnerungen an Pina Bausch
In der vergangenen Jubiläumsspielzeit des Tanztheaters trat die 2009 gegründete Bausch-Foundation erstmals geballt in die Öffentlichkeit. Jetzt möchte man mit dem Start der Aktion "Du und Pina" zeigen, wie fest Archiv und Foundation in Wuppertal verankert sind.
Seit vier Jahren arbeitet die Bausch-Foundation intensiv daran, den künstlerischen Nachlass der Wuppertaler Choreographin zu sichten und in einem lebendigen Archiv auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. "Wir haben ganz klein angefangen, mussten uns quasi selbst erfinden, Arbeitsstrategien entwickeln. Heute können wir dank öffentlicher Förderung professionell arbeiten", erklärt Salomon Bausch, Gründer und Vorsitzender der Foundation.
Nach der Bestandsaufnahme des vorhandenen Materials stellte man sich die Frage, wo könnten weitere Informationen sein, die noch archiviert werden müssen. Nun geht man einen Schritt weiter, bezieht das Publikum und überhaupt alle Wuppertaler in die Arbeit mit ein.
"Es war auf einer Veranstaltung mit dem Senioren-Ensemble von ,Kontakthof', als einer der Teilnehmer meinte: ,Vergesst das Publikum nicht!'. Diesen Hinweis greifen wir nun auf, und ich bin gespannt, was passiert, gerade in einer Stadt wie Wuppertal, wo sich der Tanz so entwickeln konnte, das Archiv verortet ist", so Bausch, der mit dieser Aktion den Wuppertalern auch Einblick in die Arbeit der Foundation geben will.
"Wir wünschen uns, dass Menschen ihre Erinnerungen mit anderen teilen, so wie wir Teile sammeln, zusammensetzen. Uns dient das digitale Archiv auch als lebendige Quelle, durch die Wiederaufnahmen früher Choreographien überhaupt möglich werden und natürlich die Gespräche mit Tänzern der Originalbesetzung", weist Barbara Hampel auf die Bedeutung des digitalen Archivs hin, das als Forschungskooperation mit der Uni Darmstadt realisiert wird.
"Ich möchte ausdrücklich im ersten Schritt alle Menschen aus Wuppertal einladen, uns ihre Erinnerungen zu erzählen. Auch wer selbst nie eine Vorstellung des Tanztheaters gesehen hat. Vielleicht gab es Begegnungen mit Ensemblemitgliedern oder mit Pina, jenseits der Bühne. Jede Erinnerung wird von uns in Foto und Film festgehalten, kann später im Archiv wieder abgerufen werden", hofft Salomon Bausch auf große Resonanz.. Erste Ergebnisse dieser Aktion gibt es am 27. September von 11 bis 18.30 Uhr im Opernhaus zu sehen.
Doch auch an diesem Tag kann man dort seine Erinnerungen loswerden. Außerdem gibt es einen kostenlosen Einblick in die Arbeit der Foundation. So wird das digitale Archiv vorgestellt, anhand der Stücke "Danzón" und "Orpheus und Eurydike" die Wiederaufnahmeproblematik demonstriert, es gibt Vorträge, Gesprächsrunden mit Tänzern und Zuschauern und die Aufführung der letzten Bausch-Choreographie "...como el musguito en la piedra, ay si, si, si", deren Besuch jedoch nicht kostenfrei ist.