Drei Fragen an ... ... Alan Lucien Øyen

Wuppertal · Alan Lucien Øyen ist der Regisseur des "Neuen Stücks II" des Wuppertaler Tanztheaters, das am Samstagabend (2. Juni 2018) Premiere hatte.

Alan Lucien Øyen.

Foto: Manfred Bube

Rundschau: "Seit sie" von Dimitris Papaioannou ist ein düsterer Bilderbogen. Es wird kaum getanzt oder gesprochen. Werden wir bei Ihnen das Gegenteil erleben, ein heiteres, buntes Stück mit viel Tanz und Sprache?

Øyen: Ich habe vermieden, mich zu diesem Zeitpunkt der Endproben von anderen Künstlern beeinflussen zu lassen und habe mir das Stück von Dimitris Papaioannou nicht angeschaut, ich weiß also gar nichts über sein Stück. Aber Sprache und Bewegung sind Elemente, mit denen ich arbeite, im "Neuen Stück II" wird es sicher beides geben.

Rundschau: Es heißt, Sie arbeiten ganz ähnlich mit den Tänzern wie Pina, indem Sie anhand von Fragen ein Thema erarbeiten. Hat Sie Pina in dieser Arbeitsweise beeinflusst?

Øyen: Ich habe nicht Fragen gestellt, sondern eher versucht, eine Konversation zu schaffen, bei der die Themen von den Tänzern und uns allen zusammen kommen. So arbeite ich immer. Aber ich muss sagen, je mehr ich über die Arbeitsweise von Pina Bausch erfahre, umso mehr wird mir bewusst, wie stark ich von ihr beeinflusst wurde — ohne sie gekannt zu haben, durch all die Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, die wiederum selbst bei Pina nach Inspiration und neuen Ideen suchten. Meine Arbeit beginnt und endet immer mit den Darstellerinnen und Darstellern. Egal, ob es darum geht, Dialoge oder Bewegungen zu entwickeln — Theater oder Tanz —, alles hat seinen Ursprung in echten Menschen und echten Geschichten: den Tänzern und Tänzerinnen selbst. Eine dargestellte Wirklichkeit aus echten Begegnungen.

Rundschau: Können Sie ein wenig von dieser Arbeit mit dem Wuppertaler Ensemble berichten? Wie ist das Gefühl, dass Sie nun mit den Tänzern arbeiten, die Sie vorher aus Filmaufnahmen kannten?

Øyen: Alle Tänzerinnen und Tänzer — "jung" und "alt" — sind fantastisch. Ich bewundere sie ungemein und kann immer noch nicht ganz glauben, dass ich mit ihnen arbeiten darf. Mein Dank hier gilt Adolphe, die meiner Arbeit immer vertraut hat. Ich möchte von ihnen lernen und ihre Erfahrung nutzen, ihre persönliche, ebenso wie die auf der Bühne. Ich arbeite mit einer Gruppe von 16 Tänzerinnen und Tänzern, von denen viele ihr Leben lang mit Pina getanzt haben, andere neuere Mitglieder in Pinas Familie sind, aber schon von ihrer Arbeit beeinflusst wurden. Warten spielt eine große Rolle, warten, bis etwas unsere Aufmerksamkeit erregt, etwas Seltsames oder Außergewöhnliches, das uns in seinen Bann zieht, aus dem wir — gemeinsam — schöpfen und ein neues Werk schaffen.