Fünf in Wuppertal Berufskollegs: Vorbereitung auf Leben und Beruf
Wuppertal · Die Wuppertaler Berufskollegs tragen durch ihre berufliche Bildung zur Fachkräftesicherung bei. Weiteres Potenzial sehen sie in ihrer Rolle als Berufliches Gymnasium und der Studienvorbereitung.
Zum Schuljahr 1998/99 gingen die Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen erstmals an den Start. Somit feiert die Schulform in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum ihrer aktiven Lehre. „Pädagogisches Leitziel des Berufskollegs ist der Erwerb einer umfassenden beruflichen, gesellschaftlichen und personalen Handlungskompetenz und die Vorbereitung auf ein lebensbegleitendes Lernen“, heißt es in der Definition des NRW-Ministeriums für Schule und Bildung.
Hier liegt auch die Besonderheit dieser Schulform. Neben einem breiten Spektrum an Bildungsgängen und der Möglichkeit, sämtliche Abschlüsse zu erwerben, ist es vor allem die Nähe zum Arbeitsmarkt und der Wirtschaft, die die Berufskollegs auszeichnet. „Durch die berufliche Qualifizierung und die Vorbereitung auf konkrete Berufsfelder sind die BKs ein wichtiger Treiber für die ökonomische Entwicklung in der Region. Hier werden die Fachkräfte von morgen ausgebildet“, so Elke Stapff von der Kommunalen Koordinierung für den Übergang Schule-Beruf.
Das unterstreicht auch Matthias Flötotto, Schulleiter des Berufskollegs Werther Brücke: „Unsere Aufgabe ist es, die Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen vorzubereiten, die ihnen in ihrem Arbeitsleben begegnen werden.“ Die Nähe zum Arbeitsmarkt fordert eine flexible Anpassung der Lehrinhalte, um mit dem Wandel in der Wirtschaft Schritt zu halten. So startet am BK Werther Brücke ab August der neue Bildungsgang Energietechnischer Assistent (m/w/d).
„Der Bildungsgang vermittelt praktische Anwendungskenntnisse rund um regenerative Energietechnik wie Photovoltaik oder Geothermie, aber auch Fachwissen zur Energiewirtschaft und Elektrotechnik. Damit reagieren wir auf den steigenden Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich vor dem Hintergrund der angestrebten Klimaneutralität“, so Flötotto.
In Wuppertal gibt es fünf Berufskollegs, die unterschiedliche Themenschwerpunkte bedienen. Die Berufskollegs Barmen und Elberfeld bereiten ihre Schülerinnen und Schüler vor allem auf kaufmännische Berufe in Wirtschaft und Verwaltung vor. Beim BK am Haspel liegt der Fokus auf Elektro-, Bau- und Textiltechnik sowie Gestaltung, während das BK Kohlstraße für den sozialen Bereich steht. Am BK Werther Brücke steht die Lehre in Metall- und Kfz-Technik und Maschinenbau im Vordergrund. Insgesamt waren im Herbst 2023 laut städtischem Schulamt 9.477 Schülerinnen und Schüler an den Wuppertaler BKs gemeldet.
Die Berufskollegs bereiten sie aber nicht auf Ausbildung oder Berufseinstieg vor. Laut einer Studie des NRW-Ministeriums für Schule und Bildung und der RuhrFutur gGmbH von 2022, wurde jede dritte Berechtigung für den Zugang zu einem Hochschulstudium am BK erworben. Etwas mehr als die Hälfte geht den Weg über das Gymnasium, 14 Prozent über die Gesamtschule.
Hier sieht Schulleiterin Gunda Kempken vom Berufskolleg am Haspel noch großes Potenzial. „Viele Jugendliche wollen nach der zehnten Klasse weiter zu Schule gehen. Sie streben das Abitur und ein anschließendes Studium an. Das ist mit ein Grund, weshalb Betriebe es zurzeit schwer haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen“, weiß Kempken. In diesem „Interessenskonflikt“ bieten die Berufskollegs noch unentschlossenen Schulabgängerinnen und -abgänger eine Perspektive.
Denn hier können Schülerinnen und Schüler sowohl ihr Vollabitur machen und gleichzeitig berufliche Qualifikation in einem bestimmten Bereich erwerben. Nach ihrem Abschluss stehen ihnen damit alle Möglichkeiten offen. Sie können ein Studium oder eine berufliche Ausbildung anfangen.